Kolumn

Einwegverpackungen aus Plastik

Zum einen ist es nicht länger tolerierbar, wenn Einweg-Plastikverpackung auf Grund der extrem niedrigen Recyclingraten nach Gebrauch weg geworfen wird, entweder im Meer landet oder über Mikroplastik wieder zurück in den Nahrungskreislauf kommt.

Zum anderen war man in der bisherigen Auswahl der Kunststoffarten zu wenig genau und hat gewisse Weichmacher und ähnliche Beistoffe, die sich ewig nicht zersetzen, mit zugelassen.

Beim zweiten Punkt gibt es wenig weg zu diskutieren. Es könnte ja auch der eigenen Gesundheit abträglich sein.

Beim ersten Punkt ist es nicht so einfach. Die Entscheidungsträger spüren dies nicht so schnell. Das Meer und das Problem mit den Plastikfolien darin ist meist sehr weit weg. Mikroplastik, das wir mit unserem Essen aufnehmen, das spüren wir nicht und hoffen, dass wir den Großteil davon schon wieder ausscheiden sollten.

Bis 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen wiederverwendbar oder recycelbar sein.

Somit war beim letzten Meeting der Civilen Dialog Gruppe in der EU-Kommission eine etwas sonderbare Situation. Es ging um möglich Ausnahmen von dieser Verordnung beim Verbot der Plastikverpackung.

Man verstehe, dass eine Gurke, die in Murcia produziert wurde und in Madrid verkauft wird, keine Plastikfolie als Schutz vor Verdunstung braucht. Aber eben dann, wenn diese Gurke nach Deutschland oder Skandinavien verkauft wird, braucht man unbedingt eine Plastikfolie herum. Daher wurde eine Ausnahme für Gurkentransporte nach Skandinavien gefordert.

Ein weiterer Redner forderte eine Verlängerung der Frist beim Verbot, da er sich erst im letzten Jahr eine neue Folienmaschine für die Verpackung gekauft hat und diese noch nicht abbezahlt sei.

Der Vorsitzende bremste dann die Wünsche ein, da so etwas nicht administrierbar sei.

Es ist bei dieser Entwicklung so wie bei vielen anderen auch. Wenn es eine Deadline gibt, dann melden sich viele Betroffene. Jeder versucht, seine anstehende Veränderung zu verzögern.

Wenn es dann eine Verlängerung der Frist zum Beispiel um ein Jahr gibt, dann kommt von den Betroffenen elf Monate nichts und kurz vor Frist-Ablauf beginnt die gleiche Jammerei von vorne.

Dies kennen wir als Beispiel bei den Fristen von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen.

Anstatt sich sofort auf die Suche nach neuen Lösungen zu begeben und das Grundproblem zu beheben ist es halt einfacher, das alte Problem ein wenig zu entschärfen.

Langfristig ist es aber eine teure Sackgasse.


Fritz Prem