Kolumn

Apfelpreis – Butterpreis

Schön langsam verinnerlicht sich der letzte Einkäufer vom Molkereiprodukten, dass sich der Butterpreis in den letzten Monaten um bis zu 80% erhöht hat. Wenn er zu langsam war, um die Marktentwicklung zu realisieren, dann wird er in seinen Regalen möglicherweise in nächster Zeit tatsächlich kurzfristig keine Butter anbieten können. Die Konkurrenz war schneller und hat rechtzeitig trotz Preiserhöhungen zugeschlagen. Dies ist eine Situation, die jüngere Einkäufer nicht kennen.

Bisher hat der Einkauf immer aus dem vollen Angebot geschöpft. Von Butterbergen war zeitweise die Rede. Strukturveränderungen in der Produktion und mehr Professionalität im Angebot führten kurzfristig zur neuen und ungewohnten Situation.

Eine neue und für die gesamte Branche ungewohnte Situation gibt es auch bei Äpfel, Birnen und anderen Obst- und Gemüsearten. Der Frost um die Blüte hat in ganz Europa zur niedrigsten Apfel- und Birnenernte seit 10 Jahren geführt.  Im Vorjahr gab es auch Blütenfröste, aber die waren regional sehr begrenzt. Die betroffenen Regionen konnten sich mit ausreichend Mengen in guter Qualität aus den umliegenden Ländern eindecken und ihre Kunden damit versorgen.

Diese Saison hat die Karten neu gemischt. Es gibt keine „günstige“ Ware in umliegenden Ländern, da sie selbst vom Frost betroffen sind. Jene wenigen Regionen, die von Wetterextremen verschont geblieben sind, die wissen bereits, dass ihre Produkte heuer ungewohnt viel wert sind.

Damit wird vor allem das Mengensegment deutlich im Preis zulegen. Super-Aktionen mit Sackware im LEH um einen halben Euro je Kilo werden eher die Ausnahme sein.

Genau in dieser Phase beobachte ich eine schon länger nicht mehr da gewesene Situation. Einkäufer vom LEH fahren derzeit mit extrem harten „Bandagen“ gegenüber Anbietern auf, um deren Wünsche nach einer Preisanpassung an die neue Situation im Keim zu unterbinden. Ein paar Cent Erhöhung sind in ihren Augen noch drinnen, da man die „Preis-Schallmauer“ im Regal nicht durchbrechen will.

Es wird ähnlich hergehen wie im Molkereibereich. Die schnellsten Einkäufer, die sich verinnerlichen, dass eine neue Situation herrscht, die werden ausreichend Ware in bester Qualität bekommen. Diejenigen, die in der alten Situation verharren und immer das Damoklesschwert „Preis-Schallmauer“ im Kopf haben, die werden sehen müssen, wo sie bleiben.

Dies ist auch für langjährige Einkäufer ein Lernprozess.

 

Fritz Prem