Einige Dinge passen in der „gefühlten“ Realität nicht ganz zusammen. So auch die Diskrepanz zwischen Arbeitslosenzahlen und offenen Arbeitsplätzen in der Region. Die staatlichen Vermittler von Arbeitskräften rufen in regelmäßigen Abständen mit großen Schlagzeilen ins Bewusstsein, dass die Arbeitslosigkeit zB wiederum um 15% gestiegen (oder gesunken) sei. Wenn man sich die Statistik dahinter ansieht, so war in diesem konkreten Fall von 5,2% und 6% Arbeitslosigkeit die Rede. Dass in diesem konkreten Fall obendrein 94% eine Beschäftigung hatten, dies ist „gefühlt“ untergegangen.
Auf der anderen Seite klagen Unternehmer darüber, dass sie keine Mitarbeiter finden. Allein im regionalen Arbeitsamt waren 42 KFZ-Mechanikerstellen ausgeschrieben und unbesetzt.
In der Lebensmittelproduktion ist die Situation noch viel ärger. Ohne die vielen Erntehelfer aus strukturschwächeren Regionen Europas und aus Drittländern wäre es schier unmöglich, die derzeitige Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Dieses Problem und dessen Ursachen sind sehr vielschichtig. Einfach nur zu sagen, dieses „faule Pack“ soll gefälligst arbeiten gehen greift eindeutig zu kurz. Wer einmal vorübergehend arbeitslos war, wird eine andere Sicht darstellen können.
Warum gibt es eine Knappheit bei Fachkräften im Land? Zum einen saugt die boomende Industrie Facharbeiter ab. Zum anderen haben in der Vergangenheit Unternehmer durch ihren Führungsstil nicht immer dafür gesorgt, dass Arbeiter oder Facharbeiter ein erstrebenswerter Beruf sind. Durch das ständige Gefühl, dass auf den eigenen Arbeitsplatz sowieso fünf andere warten und durch „Hire and Fire“ - Methoden haben sich Kinder dieser Betroffenen andere Ausbildungswege gesucht.
Auf der anderen Seite haben Arbeitnehmervertreter in manchen Bereichen bei ihren Verhandlungen mit Arbeitgebern über das Ziel hinausgeschossen. Niemand wird zB zusätzliche Arbeitskräfte mit einem Behindertenausweis über die gesetzliche Vorgabe hinaus anstellen. Jeder Arbeitgeber weiß, dass diese Arbeitskräfte auch in Krisensituationen bei notwendigen Restrukturierungen wie ein betoniert sind. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Die Frischebranche behilft sich sehr oft mit Arbeitskräften, die nicht aus der Region kommen. Diese freuen sich, für ihre Verhältnisse gut zu verdienen. Sie werden sehr oft über organisierte Strukturen bereit gestellt oder sind schon längere Zeit Teil der Stammmannschaft.
Wir könnten länger über die Frage Arbeitslosigkeit – Arbeitskräftemangel philosophieren. Es funktioniert, so lange von allen Seiten das Augenmaß nicht verloren wird.
Fritz Prem