Eine Serie von Telefonaten mit Kolleginnen und Kollegen in den wichtigsten Apfelregionen Europas hat ein erstes Bild über die derzeitige Sicht zur kommenden Apfelernte ergeben.
Es ist natürlich noch viel zu früh, um abschließende Beurteilungen zu erstellen. Es scheint aber, dass in wichtigen Regionen Europas das Frühjahr für die Produktion nicht immer und überall optimal gelaufen ist.
Einzelne Regionen berichten über Frostperioden, die etwa drei Wochen vor der Vollblüte statt gefunden haben. Man konnte das Ausmaß der Beeinträchtigung unmittelbar danach noch nicht abschätzen. Jetzt beginnt sich schön langsam das Bild zu lichten.
Die paar Tage schönes Wetter während der Vollblüte haben anscheinend ausgereicht, damit Bienen und andere Blütenbesucher eine gute Bestäubung der Blüten zu Stande gebracht haben. Wir wissen aus jahrelangen Versuchsergebnissen, dass Früchte mit einem vollen Kernhaus geschmacklich sehr gut sind.
Weiters war es so, dass unmittelbar nach der Blüte über zwei Wochen regnerisches Wetter war. Mit einher gegangen ist die Situation, dass es in diesen zwei Wochen weniger Sonnenlicht gab. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass ein Mangel an Sonnenlicht genau in dieser Phase den Junifruchtfall verstärkt.
Bei einer leicht geringeren Behangdichte am Apfelbaum weiß man, dass die durchschnittliche Fruchtgröße leicht ansteigt.
Dies sind über weite Strecken Einschätzungen und Erfahrungen. Die wirkliche Ernte kann erst dann gezählt werden, wenn die Äpfel im Herbst tatsächlich in der Kiste sind.
Trotzdem sind Prognosen, sofern sie auf belastbaren Daten fundieren, ein gewisses Erstgefühl für die neue Saison. Als Unsicherheitsfaktor sind bis zur Ernte Unwetterereignisse wie Hagel oder ausbleibender Regen. Da kann sich eine Prognose nach einem flächenmäßig größeren Hagelschlag ohne weiteres einmal zehn Prozent verändern.
Oder bei länger anhaltenden Trockenperioden im Sommer können Früchte bei gleicher Behangdichte bis zur Ernte ohne weiteres bis zu fünf Millimeter kleiner ausfallen. Die alten Erfahrungswerte zu diesem Thema sind, dass ein Millimeter Fruchtdurchmesser das Gesamtgewicht etwa vier Prozent verändert. Bei fünf Millimeter könnten dies bis zu zwanzig Prozent sein.
Trotz all dieser doch gravierenden Einflussmöglichkeiten bei einer Gesamtschätzung wundert und freut es mich immer wieder, wenn die ganz alten Füchse in der Branche als Summe der erhobenen Daten, verknüpft mit ihrer Erfahrung eine relativ genaue Prognose zu Stande bringen.
Wir erwarten die ersten Prognosen in den nächsten Wochen.
Fritz Prem