Kolumn

Außer Haus Verpflegung

Das traditionelle Familienbild im Bereich Ernährung verändert sich langsam, aber mit unübersehbaren Folgen, auch für die Obst- und Gemüsebranche.

Es gibt so viele Single-Haushalte gibt wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Zwei-Personen-Haushalte werden schön langsam die wichtigste Zielgruppe. Die bisher typische Großfamilie gibt es vorwiegend nur mehr in ländlichen Regionen. Die Bevölkerung und damit unsere Konsumenten wandern unaufhaltsam in den urbanen Bereich, oder zumindest in den „Speckgürtel“ größerer Städte.

Damit verändern sich langsam, aber unaufhaltsam die Konsumgewohnheiten. Ein Drittel der Stadthaushalte hat bereits keine typische Küche oder Kochecke, maximal einen Mikrowellenherd, eine Kaffeemaschine und einen Smoothie-Mixer. Die jüngere Hälfte der Bevölkerung ist überwiegend erwerbstätig und kocht nicht mehr selbst. Meist auch deshalb, weil sie kaum mehr zu kochen gelernt hat. Diese Dinge sind weitgehend bekannt.

Die Anforderung vom Markt ist teilweise schon umgesetzt. Die Steinofenpizza oder der Apfelstrudel für die Mikrowelle sind nicht mehr weg zu denken. Fertig- und Halbfertigprodukte im Convinion-Bereich haben große Wachstumsraten. Dies erleichtert den Spagat zwischen Job und eigener Nahrungszubereitung. Eine fertige Pizza in die Mikrowelle zu stellen hat doch noch einen kleinen Teil emotionaler Eigenleistung dabei.

Neueste Marktforschungen zeigen einen weiteren Trend auf, der unaufhaltsam größer wird. Es ist dies der „Außer-Haus-Verzehr“. Zu Hause kochen wird eher ein Event, der ein- oder zweimal in der Woche stattfindet, während an fünf Tagen außer Haus gegessen wird.  Der Gesamtwert des Außer-Haus-Verzehrs macht bereits etwa ein Drittel des klassischen Lebensmittelhandels aus. Das fatale für den klassischen Lebensmittelhandel ist, dass dieser des Öfteren keinen direkten Zugang zu Großküchen, Mensen, Kantinen und auch Fast-Food-Restaurants hat. Da der Bedarf an Lebensmittel in diesem Sektor immer größer wird entwickeln sich darauf spezialisierte Vertriebsschienen.

Überraschend angenehm entwickeln sich Schulobstprogramme nach anfänglichen Startschwierigkeiten. Die Stadt Wien hat zB für alle ihre Kindergärten ein gefördertes Obst- und Gemüseprojekt gestartet, bei dem überraschend große Mengen mit einer gewissen Regelmäßigkeit weg gehen. Die angenehme Begleiterscheinung ist, dass in der pädagogischen Arbeit die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung mit unserem Produkt kombiniert wird.

Als Produzenten und Lieferanten von Lebensmittel haben wir diesem Trend gerecht zu werden. Es ist aber auch hier wie in allen anderen Entwicklungen: Wer die Wertschöpfungskette steuert, der verteilt nach getaner Arbeit die Margen auch an die übrigen Teilnehmer.

Prem 14/2015