Berater, Coach, Trainer oder wie immer sich die Experten dieser Dienstleistungsbranche nennen, sie rufen bei einem nicht unbeträchtlichen Anteil der Nutzer eine gewisse Skepsis hervor. Zum einen, weil sich doch fast jeder, der irgend wann einmal ein Buch über die Landwirtschaft gelesen hat, sich als Experte in diesem Fach ausgibt. Zum anderen, da es doch nicht so selten vorkommt, dass ein Berater seinen gegebenen Rat selbst niemals zu einer Erfolgsgeschichte formen könnte.
Trotzdem möchte ich eine Lanze für die guten Berater brechen. Vor kurzem trafen sich bei der ECO-Fruit an der Uni Hohenheim etwa 170 Wissenschaftler, Berater und sonstige Experten zu einem Erfahrungsaustausch. Eine geballte Ladung an neuem Wissen wurde präsentiert. Die guten Berater werden dieses Wissen zu ihren Kunden in ganz Europa transportieren.
Wer seinen Beratungs-Kunden Erfolgsgeschichten übermittelt, wird sich damit auch die kommenden Beratungs-Kontrakte sichern.
In einem Bereich unserer Frischebranche sehe ich nicht nur punktuelle, sondern beinahe kontinentale Beratungsresistenz. Es geht um das Thema integrierte Produktion, oder kurz IP genannt.
Der frühere Direktor eines der renommiertesten Obstbauinstitutionen Europas brachte in einem Vortrag sehr vorsichtig Kritik an der derzeitigen Entwicklung der Integrierten Produktion an. In der historischen Betrachtung erzählte er von der Dynamik der Selbstbeschränkung im chemischen Pflanzenschutz am Beginn der Idee. Man versuchte sehr erfolgreich, den damaligen Wildwuchs beim chemischen Pflanzenschutz selbst in geordnete Bahnen zu lenken.
Heute klopfe man sich gegenseitig auf die Schultern, wenn man ein paar Nistkästen aufgehängt, ein paar Steinhaufen liegen gelassen habe und Regenwürmer im Boden findet. Damit hat sich die Dynamik der IP in letzter Zeit flach verlaufen. Bei Veranstaltungen beteuert man sich gegenseitig, wie gut man in der Ökologisierung der Produktion sei.
Vordenker in der Elite der Berater erkennen die neuen Ufer der Produktion bereits. Die ganze Diskussion um Glyphosat, die medialen Auftritte der Akteure um Mals und ähnliche Aktionen sind nur die ersten Vorzeichen. Auch die konventionelle Produktion hat einen ungeahnten Ökologisierungsschritt vor sich. Sechzig Jahre alte Technologien in der Produktionstechnik werden in einer Umbruchphase von neuen Technologien abgelöst werden.
Es wird sehr wesentlich an den Beratern liegen, ihr Klientel in dieser Umbruchphase verantwortungsvoll und zielgerichtet zu begleiten.
Fritz Prem