Kolumn

Bewässerungs-Wasser

Gießwasser zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Kulturen muss einen gesetzlichen Mindeststandard erfüllen. Nur dann ist gewährleistet, dass über das Gießwasser keine Schadstoffe oder Keime auf Gemüse- und Obstflächen eingetragen werden.

Auf der einen Seite ist dieser Anspruch berechtigter Weise sehr hoch, auf der anderen Seite wird von Umweltaktivisten angeprangert, dass die Landwirtschaft zur Produktion von Lebensmitteln in trockeneren Gebieten sehr viel wertvolles Wasser verbraucht.

Auf der einen Seite achtet der Produzent darauf, dass durch den Pflanzenschutz möglichst keine  Spuren an Rückständen auf den Früchten sind und die Umwelt nicht belastet wird. Auf einer weiteren Seite hat er dafür Sorge zu tragen, dass auch mit dem Gießwasser weder Früchte noch Umwelt belastet werden.

Wenn man über Jahrzehnte ganz tief in der Technologie der Produktion drinnen ist, dann hat man ein grobes Gefühl entwickelt, um welches Risiko es sich dabei handelt.

Vollkommen unbewusst war mir bis vor Kurzem im Vergleich dazu die Belastung der Umwelt durch unsere kommunalen Abwässer. In modernen Kläranlagen nach heutigem Stand werden mit den Sedimenten  in erster Linie Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser abgeschieden. Alle anderen Stoffe, wie Medikamentenrückstände, Hormone und verschiedene Keime können nur durch Verdünnung in Fließgewässern „entsorgt“ werden.

Das Diskussionsthema war, ob man in Trockenzeiten mit dem gereinigten Abwasser aus einer Kläranlage Gemüsefelder gießen könnte. Die Experten haben ganz entrüstet davon ab geraten. Abgesehen davon, dass es gesetzlich gar nicht erlaubt ist.

Wir haben in dieser Diskussionsrunde mit den Experten kurz hoch gerechnet, welche Schadstoffmengen  am Ende einer Millionenstadt in den vorbei fließenden Fluss eingebracht werden – unvorstellbare Mengen.

Gedanklich zurück gekehrt zu unserem Verantwortungsbereich Gemüse und Obst: die Anstrengungen in der landwirtschaftlichen Produktion, möglichst wenig Schadstoffe zu verwenden, ist der richtige Weg.

Ob es sich dabei um die Umstellung auf die Bioproduktion handelt oder eine strenge Form der integrierten Produktion – es gibt eine Reduktion.

Nur mit dem Finger auf die Abfälle und Rückstände aus dem Siedlungsbereich zu zeigen entbindet uns nicht von unserer Verantwortung in der landwirtschaftlichen Produktion.

Der Boden ist von den Vorfahren geliehen und wird an die nächste Generation weiter gegeben – nach Möglichkeit in einem guten oder sogar noch besseren Zustand.  

Fritz Prem