Kolumn

Bio oder nicht Bio

… das ist die Frage (frei  nach Shakespeare). Vor allem in den letzten Wochen waren immer wieder Mitteilungen zu vernehmen, dass die Bioflächen in einzelnen Regionen Europas stagnieren. Parallel dazu sind oftmals unbeachtet Umsatzstatistiken vom Markt zu sehen, die einen jährlichen Marktzuwachs von etwa 5-7% im Biobereich darstellen bei gleichzeitiger Konsumstagnation im gleichen Bereich beim konventionellen Produkt (am Beispiel Apfel).

Die Umstellung aller konventionellen Apfelflächen auf biologische Produktion wäre aber nicht die Lösung des Problems. Dazu gibt es eine logische Erklärung.

Eine Stagnation oder teilweise gar ein leichter Rückgang der Bioproduktionsflächen liegt darin begründet, dass das Know-How in der Bioproduktion sich sehr rasant, aber regional sehr unterschiedlich entwickelt hat. Die einen kommen leichter mit den umfangreichen Auflagen und Einschränkungen der Bioproduktion zu Recht als so manche ihrer Kollegen. Vor allem wenn die Kosten-Erlös-Risiko-Situation aus dem Ruder läuft ist es zu gut verständlich, wenn ein Biobauer die Reißleine zieht und zurückumstellt.

Der zweite und wesentlichere Punkt ist die Erlössituation im Biobereich. Dass die Bioproduktion spürbar höhere Produktionskosten nach sich zieht und mit einem deutlich höheren Produktionsrisiko und einer generell geringeren Ausbeute verknüpft ist, ist mittlerweile Allgemeinwissen in der Vermarktung.

Das Übel liegt aber sehr oft darin, dass alteingesessene  Vermarkter „Bio“ mit einem „Biozuschlag“ mit vermarkten. Sie haben oft sehr wenig Verständnis dafür, dass ein Bioprodukt im Grosshandelsbereich spürbar teurer sein sollte als das konventionelle Massenprodukt. Wenn weiter im LEH übliche Kilogramm-Margen aufgeschlagen werden, dann verteuert sich das Bioprodukt zum Endkonsumenten wiederum nur im erträglichen Bereich. Wen diese Wertschöpfungskette aber gestört ist, dann läuft das Preisgefüge komplett aus dem Ruder und der Konsument zahlt überteuert an der Registrierkasse, obwohl der Bioproduzent nicht zu kostendeckenden Erlösen kommt.

Somit ist es gut nachvollziehbar, dass in einzelnen Regionen Europas die Bioproduktionskapazitäten  stagnieren oder gar zurückgehen, da sie vom Handel vor Ort nicht den notwendigen Erlös erhalten.

In jenen Regionen, die ihre Vermarktungsstrukturen anders aufgestellt haben, erhalten Bioproduzenten nachhaltig vom gleichen europäischen Binnenmarkt jenen Erlös, den sie brauchen.

Somit hält sich die Dramatik in Grenzen. Jene Regionen, bei denen das Gesamtkonzept passt, die entwickeln ihre Bioproduktion spürbar weiter und werden mittelfristig rückläufige Regionen mit versorgen.

Ein Blick auf die jüngste Gesamtentwicklung der Bioregionen Europas bestätigt diese These.

Prem 32/2015