Kolumn

Bio-Pflanzenschutz versus synthetischen Pflanzenschutz

Die Biofach in Nürnberg war wieder einmal ein Platz, um umfangreicher über die Unterschiede von Biolandwirtschaft und konventioneller Landwirtschaft zu diskutieren.

Ich kenne mittlerweile beide Seiten dieses Themas, war ich doch über zwei Jahrzehnte in der konventionellen Welt zu Hause und kenne seit nunmehr über fünfzehn Jahre den Pflanzenschutz im Biobereich.

In vielen Diskussionen wird versucht, die Produktionsweisen nur auf die unterschiedlich erlaubten Pflanzenschutz-Mittellisten herunter zu brechen. Die Pflanzengesundheit in der Bioproduktion ist ein umfassendes Thema, während in der konventionellen Produktion eher mit typischen „knock-out“-Produkten hantiert wird. Das heißt, dass hier gegen einen bestimmten Schadorganismus ein Wirkstoff eingesetzt wird, der den Schädling oder die Krankheit mit möglichst 100%-iger Wirkung ausschaltet.

Ein entscheidendes Merkmal zwischen synthetischen Wirkstoffen und Wirkstoffen aus der Natur ist der Unterschied, dass die Natur und deren Organismen mit Wirkstoffen aus der Natur seit 10-tausend oder 100-tausend Jahren umgehen können, während sie dies mit synthetischen Wirkstoffen erst seit 30 oder 50 Jahren können. Bei ersteren hat die Natur selbst den Beweis erbracht wie Langzeitwirkungen aussehen können, bei letzteren werden wir die Wirkung über Generationen erst erwarten müssen.

Natürlich gibt es in der Natur auch Gifte, die wie bei jedem Gift in entsprechend der Dosis ihre Wirkung zeigen. In der Regel ist es aber so, dass der Wirkungszeitraum und damit auch die Abbauraten wesentlich kürzer sind. Dies vergrößert die Herausforderung an den Biobauern.

Mittlerweile gibt es Labor-Analysemethoden, die auch die Abbauraten von verwendeten Pflanzenextrakten nachvollziehen können.

Ein Thema sind die Rückstände auf dem genussreifen Obst und Gemüse. Hier werden oft Aufwandmengen herangezogen, um zu vergleichen. Ein augenscheinliches Beispiel im umgekehrten Sinne ist für mich der Anwendungsunterschied zwischen Schefelkalk und Captan bei Äpfeln. Vom Schwefelkalk werden in der Saison bis zu 140 Kilo je Hektar ausgebracht und dies ergibt im lebensmittelrechtlichen Sinn Null Rückstand auf den genussreifen Früchten. Vier bis fünf Kilo eines Captan-haltigen Produktes pro Hektar ergeben fast immer einen kleinen Rückstand auf den Früchten.

Ich verstehe sehr oft nicht, warum Kollegen im Zuge ihrer konventionellen Produktion sich nicht öfter Erfahrungen ihrer Bio-Kollegen zu Nutze machen. Wie schon in der letzten Kolumne behauptet: der Konsument wird während der Produktion viele Methoden „erlauben“, aber letzten Endes will er rückstandsfreies Obst und Gemüse auf dem Tisch.

Prem 08/2015