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Kolumn

Bio Streuobst

Die Kartellrechtsbehörde sieht sich gerade den Vorgang an, warum laut Pressemeldungen zwei große  Keltereien etwa 3500 Streuobstbauern, das sind etwa zwei Drittel in der Region, die Liefer-Verträge gekündigt haben. Gleichzeitig mit der Kündigung wurden neue Verträge mit anderen Bedingungen angeboten.

Es ist ein laufendes Verfahren und die Behörde wird nach umfassenden Recherchen zu einer Erkenntnis kommen. Daher zu dieser konkreten Situation kein weiterer Kommentar.

Ein Blick hinter die Kulissen offenbart aber ein generelles Problem. Wie ist es möglich, dass de facto über Nacht einer großen Gruppe von Rohstoffproduzenten eine Veränderung des Rohstoffpreises auf das Auge gedrückt wird.

Mangelnde Information über den Markt

Die Ursache liegt in der mangelnden Information über den Markt. Rohstofferzeuger (Bauern) waren bisher gewohnt, sich bei ihrem Händler (der ja ihr Kunde ist) über die Marktsituation zu informieren. Sie haben ihre eigene Einschätzung des Marktverlaufes aus dieser (vorgefilterten) Information gebildet.

Wenn dies ein kontinuierlicher Prozess ist, dann spielt sich mit der Zeit alles ein. Am Markt vom Bio-Streuobst ist noch eine weitere Komponente dazu gekommen, die das bis dahin bestehende Preisgefüge durcheinander wirbelt.

Bis vor wenigen Jahren haben gestandene Bio-Obstbauern einen interessanten Marktsektor, den Rohstoffmarkt für Bio-Obstsäfte, bedient. Sie haben das Marktgefüge gekannt und einen mehr oder weniger stabilen Preis entwickelt.

Animierte Umstellungen auf Bio

Durch animierte Umstellungen und Zertifizierungen von Streuobstbeständen auf Bio-Streuobst kamen zwei störende Komponenten in das Marktgefüge. Es wurde kurzfristig die Menge und somit das Angebot mehr. Dies wäre zu bewältigen.

Was schlimmer wiegt ist die Tatsache, dass diese Produzenten jahrelang unter den niedrigen Industrieobstpreisen im konventionellen Sektor gelitten haben. Unmittelbar nachdem sie für ihre Streuobstbäume eine Bio-Zertifizierung hatten, wurde ihnen für ihr Produkt mit Bio-Zertifikat ein um einige Cent höherer Preis in Aussicht gestellt.

Sie haben aber übersehen, dass der bis dahin angestammte Markt in einem wesentlich anderen  Preisband unterwegs war. Allein die Freude über ein paar Cent mehr hat alles andere überdeckt.

Erfolgreiche Marktentwicklung funktioniert aber anders. Der Grundstein für eine erfolgreiche Marktentwicklung und ein kontinuierliches Geschäft ist eine ausreichende und fundierte Marktinformation. Wen immer nur vor gefilterte Informationen die Grundlage für Entscheidungen sind, dann ist es eben so, wie es ist.

In schwierigen Situationen haben Bauern immer zusammen gefunden. Ich bin gespannt, wie das Zusammenfinden in dieser Situation aussehen wird.

Fritz Prem

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