Kolumn

Biofach Nachlese

Auch die Biofach 2019 ist Geschichte. Ein großer Stimmungs-Unterschied liegt innerhalb einer Woche zwischen Fruit Logistika und Biofach. Auf der Fruit Logistica waren alle großen Apfel-Produktionsländer Europas irgendwie fast gelähmt von den riesigen Mengen, die Polen produziert hat und jetzt auf den Markt wirft.

Preise jenseits des Zumutbaren stehen im Raum. Überall dort, wo ein polnischer Anbieter auftaucht, dort halbieren sich beinahe die Preise. Eine nicht sehr angenehme Situation in angestammten Exportdestinationen. Vor allem der Apfel verkommt zu einem Billigst- und Wegwerf-Produkt. Wer noch dazu vielleicht sogar das gleiche Sortiment hat wie die polnischen Kollegen, dem weht ein rauer Wind ins Gesicht.

Viele hoffen, dass die EU-Politik eine Rode-Prämien-Aktion für Obstanlagen startet, um wieder „normale“ Verhältnisse her zu stellen. Jeder wünscht sich, dass er die Zeit bis dort hin wirtschaftlich einigermaßen übersteht.

Mit Standard-Sortiment und aufgesplittertem Angebot wird es schwer.

Etwas anders stellt sich die Stimmung auf der Biofach dar. Bio ist im Trend, der Markt wächst ständig und gesund. Bisher war das Angebot einigermaßen gut formiert. Das Sortiment ändert sich langsam, aber sicher.

In der Branche selbst ist nach den schwierigen Jahren der Umstellung noch genug Wirtschaftskraft, um Innovationen und Erneuerungen zu finanzieren.

Die Verkäufer wissen es zu schätzen, nach zwei Mangeljahren wieder ausreichend Ware für die Kunden zu haben.

Vor allem wissen die Bioanbieter genauer und schneller, dass zB im heurigen Jahr von der eingelagerten Menge anteilig etwas weniger in den Frischmarkt kommen wird. Eine strenge Qualitäts-Selektion ermöglicht dies. Damit wird nochmals Druck vom Markt genommen, da weniger als ursprünglich angenommen und bessere Qualität auf den Markt kommt.

Ich beobachte aber auch, dass immer mehr konventionelle Kollegen sich gedanklich mit der Produktion und dem Vertrieb von Bioobst beschäftigen - weil da anscheinend die Welt noch in Ordnung sei.

Es gibt aber auch im Biobereich mehr als genug Herausforderungen, die auf der Biofach wieder jedem bewusst wurden. Herausforderungen, die aber bewusst angenommen werden, Problemstellungen, die aktiv angefasst werden. Sei es im Bereich Forschung und Versuchswesen, sei es in der Beratung und Ausbildung, in einer neuen Form von Wertschätzung im Vertrieb. Vor allem aber ist ein Glaube an die Zukunft da.

Fritz Prem