Kolumn

Bioäpfel aus neuen Angebotskanälen

Wo liegt der Unterschied zwischen Bioäpfel für den Frischmarkt und Bioäpfel für die Verarbeitung?

Im Normalfall ist jeder einzelne Bioapfel am Frischmarkt unmittelbar vor dem Konsum durch den Endverbraucher auf seine Herkunft zu zu ordnen. Beim Apfelsaft lässt im Gegensatz dazu die Bezeichnung „Herkunft EU/nicht EU“ alle Möglichkeiten offen.

Regionalität ist am Frischmarkt nach wie vor ein wichtiges Kaufmerkmal. Jetzt ist es aber so, dass durch Blütenfröste und teilweise schlechtere Befruchtung nicht überall eine regionale/nationale Versorgung mit Früchten aus der Region möglich ist.

In den billigen Ursprungsländern für Industrieware gab es auch Blütenfröste und schwächere Befruchtung, das Angebot ist spürbar niedriger als die Nachfrage.

Bei Bio-Musware gehen derzeit die Rampenpreise durch die Decke. Bio-Apfelmus scheint der Renner in der kommenden Verkaufssaison zu werden.

Wenn in Deutschland derzeit eine volle Versorgung mit Bioäpfeln bis zum Anschluss an die neue Saison nicht gegeben scheint, so ist es interessant, wie der Handel darauf reagiert.

Der logische Weg wäre, dass man sich aus jenen Regionen die Mengen sichert, die schon alteingesessene Bio-Anbieter sind.

Bio ist immer noch Vertrauenssache!

Wenn jetzt plötzlich aus dem Osten Europas Bioäpfel auf „Vorrat“ in deutsche Lager kommen, dann wird man dies genauer beobachten müssen.

Erstens sind diese Regionen keine langjährig eingeführten Bio-Destinationen. Auf ihrem Heimmarkt spielt Bio überhaupt keine Rolle.

Des weiteren ist zu bedenken, ob es sich bei diesen Newcommern in der Biobranche um so genannte „Glücksritter“ handelt, die das schnelle Geld machen und alle notwendigen Dokumentationen zusammen kratzen. Oder ob sie am Beginn einer seriösen Lieferkette stehen.

Bei Glücksritter-Geschäften im Biosektor war es schon öfter als einmal so, dass man kontrollierte rückstandsfreie Ware aus konventioneller Produktion geliefert bekommen hat, da die Bioproduktion vor Ort vielleicht gerade einmal nicht ausreichend entwickelt war.

In so einem Fall war es dann so, dass bei einer Nachkontrolle wieder der eine oder andere Rückstand  angeschlagen hat und der Verdacht nahe lag, dass es sich um „rückstandsfreie“ Ware aus konventioneller Produktion handelt.

Die Biobranche ist derzeit ein wenig beunruhigt, da Ware für den Frischmarkt aus Kanälen kommt, die man bis vor einem Jahr noch nicht gekannt hat.

Bio ist nach wie vor Vertrauenssache. Die Biobranche wird sich rechtzeitig darauf vorbereiten müssen, sollte sich da bei dem einem oder anderen Newcommer ein Verdachtsfall erhärten.


Fritz Prem