Kolumn

Branchenverband – Bundesverband – Verein

Wenn Bundesverbände für Obst und Gemüse in Österreich zur Erkenntnis kommen, dass sie eigentlich produktionsgetragene Aufgaben ganz gut in ihren bisherigen Gremien bearbeiten und für die Politik auch relativ gut aufbereiten, dann ist das gut. 

Auch die Beratung der Produktion und die Begleitung der Direktvermarkter funktioniert gut. Ein Manko besteht aber. Im Umgang mit dem organisierten und hoch konzentrierten Lebensmittelhandel ist man derzeit kein ernst genommener Partner.

Bisherige Werkzeuge am Markt

Mann kann sehr gut Traktordemonstrationen gegen „die da oben“ organisieren, kann bitterböse Briefe an Einkäufer schreiben und Pressekampagnen und einen Shitstorm gegen einzelne Handelsketten organisieren. Aber in die Spielregeln am Markt selbst ein zu greifen, dazu ist man kein ernst genommener Partner.

Also überlegt man, Erzeugerorganisationen mit ins Boot zu holen, deren Marktkompetenz zu nutzen und daraus einen Branchenverband für Obst und Gemüse zu formen.

Im Zuge der Neugestaltung werden plötzlich Urängste wach. Einige Produzentenvertreter, so genannte Lokalkaiser, haben das Gefühl, dass sie danach nicht mehr in dem Ausmaß wie bisher das Heft in der Hand haben könnten. Sie können dann vielleicht nicht mehr hemmungslos ihre regionalen und lokalen Interessen vertreten.

Nach einer Zeit einer gedeihlich scheinenden Entwicklung kommen plötzlich von eben diesen Bundesverbänden Vorschläge für den neuen Branchenverband, die nicht aufwärts gerichtet sind. Es wird vorgeschlagen, den neu zu bildenden Branchenverband hinunter zu definieren zu einem Verein der Direktvermarkter und Obstverarbeiter.

Ein zusätzlicher Verein

Man braucht dazu keine Studie einer Wirtschaftsuniversität, wie bedeutungsvoll eine solcher Verein wäre. Die Einschätzung dazu bekommt man gratis von den Marktteilnehmern geliefert – in welcher Form sie einen solchen Verein wahr nehmen.

Ein wichtiger Vorschlag der Bundesverbände war, einen Verein der „Sitzer“ zu formieren – wo jede Bauernorganisation entsprechend ihrer Bedeutung entsprechende Sitze hat. Damit wäre eine neue  Plattform geschaffen, die es parallel dazu aber bereits gibt.

Man hätte damit in einer neuen Entwicklung die meisten bäuerlichen Funktionäre befriedigt.

Wie diese Gedankenreise ausgeht, überlassen wir diesmal den Beobachtern. Und deren gibt es mehrere: die Bundespolitik, die Handelspartner, die Stellen, die einen Branchenverband offiziell anerkennen oder ablehnen, die bestehenden bäuerlichen Plattformen und vor allem jene, für deren Nutzen ein Branchenverband gedacht war.


Fritz Prem