Kolumn

Brexit

In den letzten Wochen habe ich des Öfteren Kommentare in der Branche vernommen, wie es wohl nach einem möglichen Brexit, im Besonderen mit dem Export von Obst und Gemüse auf die britische Insel, aussehen könnte. Die Kommentare waren meist mit einer Sorgenfalte im Gesicht hinterlegt.

Wenn man die wirtschaftliche Situation Großbritanniens betrachtet, so hat das Land ein Handelsbilanzdefizit und ein Leistungsbilanzdefizit. Dies hat für Exporteure in die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt doch einen gewissen wirtschaftlichen Charme.

Es war zB möglich, in dieses Land Bio-Kartoffel zu guten Preisen zu exportieren, obwohl eine gute eigene Kartoffelproduktion da ist. Mit der Zeit war es auch möglich, sich als klassisches europäisches Apfelexportland von Jahr zu Jahr größere Anteile am Importanteil des britischen Apfelmarktes zu sichern. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man sich auf diesem Markt Schritt für Schritt gegenüber den Anbietern aus aller Welt durch zu setzen vermag.

Der britische Markt ist ein schwieriger, aber guter Markt. Es braucht einige Zeit, um ihn zu verstehen und die Wünsche der Kunden zufrieden zu stellen. Hier gilt aber besonders der alte Spruch in der Branche: wenn es läuft, dann läuft es!

Was kann sich durch einen Brexit ändern? Vieles!

Die wahrscheinlichste Veränderung wird die sich verändernde Euro – Pfund – Disparität bringen. Die Veränderungen der Werte der einzelnen Währungen auf den Finanzmärkten greifen sehr direkt und spürbar auf den Einkaufs- bzw den Verkaufspreis von Obst und Gemüse ein. Der Wettbewerb am britischen Markt zu übrigen Herkünften aus  aller Welt wird sich verschieben.

Es ist aber nicht nur die monetäre Entwicklung, die wir uns ansehen sollten, es ist auch die emotionale. Bisher gab es doch ein Gefühl, dass Großbritannien „irgendwie zur EU dazugehört“. Die Kunden haben also bei einem „Nachbarn“ eingekauft. In Zukunft werden sie möglicherweise bei einem „Fremden“ einkaufen, der nicht direkt zu ihnen gehört.

Spannend wird es auch in Großbritannien selbst. Der Brexit ist in meinen Augen erst der Anfang. Wenn die Bürger draufgekommen sind, dass ein Ausstieg aus einer gemeinsamen Verantwortung so einfach ist, wird es mit einem Ausstieg der Länder aus Großbritannien weitergehen. Die Schotten, die Nordiren und wer immer wird neuen Mut schöpfen…

Fritz Prem 20/2016