Kolumn

Der Arbeitsinspektor kommt

Wenn der Arbeitsinspektor kommt, sieht er sich alle Unfallverhütungsmaßnahmen im Betrieb an, schaut die Arbeitsaufzeichnungen an, kontrolliert die Dienstunterkünfte und Sanitäranlagen, hat ein Auge auf den Beschwerdepostkasten, siebt alle verpflichtenden Aufzeichnungen auf ihre Vollständigkeit durch und vieles mehr.

Wenn es normal abläuft, dann muss jeder zugeben, dieser Kontrollor macht auch nur seinen Job. Er sieht seine Aufgabe darin, dass sie nach Abschluss aller Kontrollen einen positiven Prüfbericht in Händen halten.

Es geht aber auch anders.

Wenn ein Kontrollor vom Arbeitsinspektorat in die Firma kommt und beim ersten Kontakt merkt man, dass ihm seine Arroganz beinahe aus den Ohren tropft. Wenn er in den ersten Sätzen erklärt, dass er keine Mängelliste erstellt, sondern gleich Strafbescheide ausstellt. Wenn er Firmen, die eigentlich gut geführt sind, als persönlichen Reibebaum nutzt, um „denen“ so richtig am Zeug zu flicken. Wenn bei Mitarbeiter-Unterkünften in einer Drei-Sterne-Kategorie noch das Haar in der Suppe gefunden wird. Wenn heute so richtig sein Tag ist, um sein Ego zu stärken.

Die Beteuerung, dass man alles nach bestem Wissen und Gewissen machen wollte und dass es doch bekannt sei, dass man selbst mit Sicherheit nicht zu den schwarzen Schafen der Branche zählt.

Als Antwort erhält man zwei Hinweise. Erstens gäbe es zu wenig Inspektoren, um alle schwarzen Schafe lückenlos kontrollieren zu könnten. Zweitens solle man sich nicht aufregen, es laufe hier alles im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten ab. Und zwischen den Zeilen kriegt man den Hinweis, man solle sich nicht aufregen, sonst wird es beim nächsten Mal vielleicht noch schlimmer.

Lange hat man sich das gefallen lassen (müssen). Aber irgend wann hat die Oberliga in der Branche zu diesem Thema ihre Erfahrungen ausgetauscht. Plötzlich wurde offenbar, dass man selbst kein Einzelfall war. Und die Erkenntnis festigt sich, dass Arroganz ein ganz schlechter Wegbegleiter ist.

Wie überall im Leben, hat jeder irgendwo einen Chef über sich. Dieser Chef fällt aus allen Wolken, als ihm eine Abordnung der Branche schildert, wie es bei ihnen zu geht und dass die wirklichen schwarzen Schafe mit ihren Machenschaften bisher davon gekommen sind.

Ein reinigender Prozess ist in Gang gekommen. Kontrollen werden wieder „normal“ verlaufen und noch wichtiger ist, dass die wirklich menschenverachtenden Praktiken bei schwarzen Schafen abgestellt werden.


Fritz Prem