Eine ganz aktuelle wissenschaftliche Studie zeigt den psychischen Gesundheitszustand der Bauern auf. Der Anteil der von Burnout, Depression und Angst betroffenen Bäuerinnen und Bauern liegt spürbar über dem Anteil in der Allgemeinbevölkerung und ist im Steigen begriffen.
Es wurde sehr penibel analysiert, wo die Ursachen dieser wenig erfreulichen Situation liegen.
Faktoren wie die teilweise schwere körperliche Arbeit, wenig Freizeit, unvorhersehbare Witterung, oder hohe Verantwortung für ein gesundes Lebensmittel sind wichtige Ursachen, aber überraschender Weise nicht an oberster Stelle beim beeinträchtigten Gesundheitszustand in den Bauernfamilien.
Finanzielle Probleme als Ursache von Depression oder Burnout sind etwa zehn mal häufigere Auslöser wie schwere körperliche Arbeit oder Isolation. Ursache für die nicht ausreichenden Erlöse ihrer Produkte (und damit den wirtschaftlichen Druck auf ihrem Betrieb) sind die derzeit nicht erreichten Kosten-Aufschläge am Markt.
In den Lehrbüchern und Hörsälen, wo Betriebswirte ausgebildet werden, kann man nachvollziehen, wie man mit Marktteilnehmern umgeht, die allgemeine Spielregeln des Marktes nicht erfüllen. Viel zu wenig wird auf eine ganz alte Spielregel Wert gelegt: Leben und leben lassen.
Damit optimiert man eine landwirtschaftliche Produktion unter dem Gesichtspunkt der Kostenminimierung. Der Zug geht unweigerlich in Richtung industrielle Lebensmittelproduktion. Wir geben damit einen Weg vor, wie zukünftig auch unser Obst und Gemüse produziert wird.
Die größten Auslöser
Die drei größten Auslöser für Depression und Burnout sind die Darstellung der bäuerlichen Arbeit in der Öffentlichkeit und deren Folgewirkung, unsinnige Auflagen der Behörden und die Unsicherheit über die Auswirkungen der agrarpolitischen Entscheidungen.
In Summe sind die Hauptverursacher eine öffentlich gemachte negative Stimmung und eine von den Medien gemachte Darstellung (original aus der Studie).
Schon bedrückend. Um so unerklärlicher ist es, dass derzeit gerade jene politischen Parteien den größten Zulauf haben, die genau diese Weltuntergangstimmung als Werkzeug für den größtmöglichen Stimmenfang missbrauchen.
Auch wenn wir im deutschsprachigem Raum noch weiter hinter den französischen Kollegen zurück liegen (diese haben die höchste Selbstmordrate bei Bauern in ganz Europa), so gibt diese Studie alarmierende Einblicke.
Genau so, wie die Stimmung am Markt das Marktgefüge beeinflusst, so ist es auch mit der allgemeinen Stimmung bei den Produzenten. Vielleicht ein Anstoß, etwas mehr Menschlichkeit im täglichen Geschäft walten zu lassen.
Fritz Prem