Kolumn

Die Stimmung macht den Markt

Ein depressiver Fußballtrainer, der vor jedem Spielbeginn fest an seine Niederlage glaubt, wird seine Mannschaft nie zum Siegen bringen.

Ein Obst- und Gemüsehändler, der immer überzeugt ist, dass er eine schlechtere Qualität hat wie sein Mitbewerber, den wird es nicht mehr lange geben. Er wird bankrott sein.

Die generelle Stimmung hat viel Einfluss auf Erfolg, Umsatz und Marge. Wenn jetzt verstärkt mediale Stimmung gemacht wird, dass Lebensmittel massiv an der Teuerung und der Inflation beteiligt sind, so ist dies die eine Seite.

Natürlich sind Lebensmittel im Zuge vom Preistreiber Energie auch teurer geworden. Lebensmittel machen aber nur einen kleinen Teil der privaten Haushaltsausgaben aus.

Für mich unverständlich, dass Vertreter aus der eigenen Branche hier noch Öl ins Feuer gießen.

Teilweise nicht ganz uneigennützig. Die Billig-Eigenmarken der Handelsketten haben im gesamten Lebensmittelbereich die größten prozentualen Preissteigerungen gerade hinter sich. Es ist doch gut für sich selbst, wenn man diese Margenbringer jetzt als Lösungsansatz in der Teuerungsphase darstellen kann. Die Margen sprudeln hier wie nie zuvor.

Ein konkretes Beispiel ist der europäische Apfelmarkt. Mit dem Einschlagen des Pflockes bei der Prognosfruit wird das Stimmungsbarometer jeweils für die kommende Saison auf gelegt.

Jeder alte Fuchs im Geschäft weiß aber, dass jene Menge, die eine europäische Gesellschaft im Jahr zu essen in der Lage ist, auch verkauft wird. Die Veränderungen von einem Jahr zum anderen sind minimal.

Diese Menge wird gegessen, egal, ob wir die Situation im Voraus krank jammern oder überbordend euphorisch darstellen. Die alten Füchse in der Branche wissen: etwa 8,5 Mio Tonnen Tafeläpfel werden als Frischobst in Europa gegessen. Durch die Stimmung wird eigentlich nur der Preis für diese 8,5 Mio Tonnen Äpfel verschoben.

Der Entscheidungsträger, dem eine (zu) große Ernte ins Haus stand, hatte zu entscheiden, ob er die Übermenge zuerst in ein teures CA-Lager stellt und mit teurem Strom lagert. Um diese am Ende der Lagersaison als nicht verkaufte Ware in die Industrie zu kippen.

Oder ob er vorher einen anderen Lösungsansatz findet.

Ich habe durch eine App Zugriff auf etwa 5.000 Zeitschriften, Zeitungen und Magazine weltweit.

Wenn ich in meiner Morgenlektüre durch die Fachmagazine blättere, so entpuppen sich einzelne Stimmungsmacher recht schnell, die zum Eigennutz eine Situation gut oder schlecht zu reden versuchen.

Wir sollten denen nicht auf den Leim gehen.


Fritz Prem