Kolumn

Disponenten

Wir haben es in unserem Obst und Gemüsehandel mit verschiedenen Aufgabenbereichen zu tun. Die einen produzieren Obst und Gemüse. Die nächsten lagern es, bereiten es auf, sortieren und verpacken es. Die nächsten versehen die Logistik und sorgen dafür, dass es schadlos vom Packhaus ins Regal kommt.
Dazwischen gibt es die für das Marketing Verantwortlichen, die das Produkt mit Emotionen aufladen, für das Design sorgen, und es den Kunden weitererzählen.
Die Produktentwickler sorgen für frischen Wind in der Produktpalette und wissen genau wie ein Produkt schmecken sollte.

Eine Steuerungsfunktion entwickelt sich besonders gut in jenem Bereich weiter , in dem die stärksten Persönlichkeiten angesiedelt sind. Dies kann sich von Zeit zu Zeit verändern.

Momentan sind im Obstbereich die Disponenten besonders stark. Sie sorgen dafür, dass fertig verpackte Produkte möglichst ohne Schaden vom Packhaus zum Konsumenten kommen. Dabei ist ihnen fast jedes Mittel recht.

Apfel
Foto: Hannes Schaffler

Einfache Verpackung – was kompliziertes kommt nicht in Frage. Es wäre eine zu große Herausforderung, kompliziertere Verpackungen, die obendrein noch viel Handarbeit beim Befüllen brauchen, zu verwenden. Die 2 Kilo Tragtasche ist das lebende Beispiel.
Zu viele Verpackungsarten belasten das Leergutlager und die Bilanz.

Standardisierte Eingangsqualität – da viele Mitarbeiter kaum eine Warenkunde intus haben gibt es standardisierte Übernahmequalität. Diese soll möglichst kompakt und ja nicht überreif sein (eher besser „resche“ Ware – also unreif). So hält sie sich länger im Geschäft.

Sie optimieren derzeit den Warenstrom sehr stark. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass da möglichst wenig Verlust auf dem Weg ins Geschäft passiert. Sie schauen auf möglichst niedrige Kosten im Bereich der Logistik. Sie sind derzeit die Könige in der Kette der Anbieter und machen ihr Geschäft überdurchschnittlich gut.

Dies hat auf der anderen Seite ihren Preis.
Genussreife Ware – kommt nicht in die Tüte, könnte zu viel Verderb bringen.
Neues Design und neue Verpackungen – möglichst verhindern. Es gibt noch genügend Zuschnitte im Verpackungslager von der alten Serie.
Möglichst einfaches Sortiment – vereinfacht den Kampf um die Regalplätze im LEH.
Möglichst bestehende Wege für den Warenstrom – neue Wege beinhalten neues Risiko.
Möglichst….

Kommt ihnen dies bekannt vor? Der Logistiker diktiert viele Vorgänge, die zwar effizient sind, aber einer Produktweiterentwicklung im Wege stehen.
Ich wünsche mir, dass diese ein wenig vom „Gas“ gehen und anderen Bereichen mehr Entwicklungsmöglichkeit lassen.

Fritz Prem 08/2017