Kolumn

Eine teure Dienstleistung

Was dürfen Dienstleistungen in unserer Branche kosten? Ich meine hier alle einzelnen Dienstleistungen zwischen Produktion und Endkonsumenten, wie zum Beispiel Eingangslogistik, Zwischenlagerung, Sortierung, Verpackung, Administration, Verkauf,  Qualitätssicherung etc.

Auch wenn der mit der Kalkulation beauftragte Sachbearbeiter die Aufwendungen zusammen nimmt und dann für die jeweilige Dienstleistung einen Satz pro Kilo oder Stunde errechnet, so ist auch hier der errechnete Kostensatz mit den tatsächlich weiterverrechneten Kosten nicht ident. Der tatsächliche Preis für eine Dienstleistung ergibt sich nämlich aus der jeweiligen Angebots-und Nachfragesituation.

Dies ist ein immerwährendes Spiel und so zu sagen ein indirektes Benchmarking, aus dem man ersehen kann, wozu die Konkurrenz in der Lage ist. Liegt man daneben, dann wird im eigenen Unternehmen an den Schrauben gedreht. Wenn dies im größeren Ausmaß zu geschehen hat, dann spricht man im Haus von der „Sanierung“ der Sparte. Dies ist ein normaler Vorgang.

Eine besondere Spielart dieses Vorgangs nehme ich gerade in bedenklicher Weise in unserer Obstbranche wahr.

Die Apfel- Verkaufspreise an der Registrierkasse sind mit € 1,79 – 2,29 für Standardware leicht über dem Vorjahr. Die Großhandelspreise für diese Qualität sind unter dem Vorjahr. Somit klafft ein deutliches Minus beim Produzenten, wenn man die anfallenden Dienstleistungen dazwischen zu den marktüblichen Bedingungen ansetzt.

Die Großhändler haben diesen Umstand vorsichtig bei Ihren Kunden, den Einkäufern vom LEH, deponiert. Von dort kam die Reaktion, dass eben der Großhändler in seiner Funktion als Dienstleister bei seinen Kosten nach unten schrauben müsse. Ich habe über zwei Stunden hinweg einen zermürbenden Kampf zwischen diesen beiden Partnern miterlebt. Das Ergebnis war, dass es vielleicht durch Zusammenlegen von zwei Schritten bei der Administration möglich wäre, nullkommadrei Eurocent ein zu sparen und durch eine noch mögliche kleine Steigerung der Stundenleistung im Verpackungsbreich auch nullkommasechs Eurocent möglich wären. Weitere mögliche Einsparungen durch Veränderung der Bestellgewohnheit des Kunden waren nicht verhandelbar.

Für mich ein perfektes Beispiel, wie man sich auf einem Nebenschauplatz einen knallharten Kampf liefert, um vom zentralen Problem ab zu lenken: dem Produzenten fehlen nach diesem „Wettkampf“ nicht mehr 20 Eurocent sondern nur mehr 19 Eurocent pro Kilo auf einen gewinnbringenden Erlös.

Die leise Frage am Schluss: Wenn der Vertrieb am Schluss für diese Dienstleistung null Cent nehmen würde, wäre dann geschenkt immer noch zu teuer?

Prem 09/2015