Der Ausbildungsstand junger Produzenten ist in vielen Bereichen sehr gut. Wir können mit jungen Produzenten vor allem im technischen Bereich die ganzen Feinheiten eines Spezialschleppers abhandeln, mit allen Anforderungen an Getriebeabstufungen und Hydraulikvarianten. Ebenso ist es möglich, bei einem Gebläsesprüher die Töpfchengröße der Düsen und den Drall des Gebläsewindes perfekt zu erörtern. Bei Pflanzenschutzmaßnahmen sind alle Wirkungsmechanismen der Bekämpfungsmaßnahmen im Detail bekannt. Die Wachstumsgesetze der Pflanzen und deren Erfordernisse können auch nach Mitternacht erfolgreich abgefragt werden. Beim Sortiment sind nicht nur die neuesten Sorten, sondern auch die dazugehörigen Klone aus dem Standardwissen abrufbar. Diese Betrachtung können wir über die Düngung, den Schnitt und die weiteren Kulturmaßnahmen ausdehnen. Überall kommen wir zum Schluss, es ist eine solide Ausbildung.
Bei Fragen zum Markt sind sehr oft nur grobe Rahmen bekannt. So zum Beispiel, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Dass aber Angebot und Nachfrage nicht von selbst entstehen, sondern geformt werden, dies ist fast nirgend wo bekannt. Dass es zur Grundaufgabe eines Käufers gehört, dem Lieferanten gegenüber die Nachfrage zu formen und umgekehrt es die Kunst des Verkäufers sein muss, das Angebot zu formen. Dies sind eigentlich unsere ureigensten Aufgaben im Handel. Wer seine Aufgabe besser versteht, der wird vom jeweiligen Deal den Nutzen haben.
Wenn wir uns an unsere Ausbildung zurückerinnern, dann haben wir meist von jenen Pädagogen am meisten gelernt, die selbst mit dem Herz bei der Sache waren. Als Schüler haben wir gespürt, wenn uns der Techniker etwas vermitteln wollte, obwohl er selbst vielleicht noch nie einen Dieselmotor zerlegt und zusammen gebaut hat.
Genau so sehe ich es bei jenen Pädagogen, die Marketing und Vertrieb unterrichten. Wenn sie selbst in ihrem Leben noch nie 50 LKW Äpfel verkauft, einen Vertrieb aufgebaut oder einen Markenartikel eingeführt haben, dann wird auch hier nur ein trockenes Unterrichtswissen vermittelt werden und nicht jene Leidenschaft die notwendig ist.
Prem 23/2015