Wir finden die Situation vor, dass in den unterschiedlichen Regionen Europas die Bioapfel-Rohstoffpreise ziemlich genau doppelt so hoch sind wie in der einen oder andern Region Europas.
Wie ist dies möglich?
Bioprodukte sind sehr stark mit Regionalität aufgeladen. Ein Bioapfel aus China oder auch aus Polen hat bei unseren Biokonsumenten emotional nicht mehr viel von der wirklichen Biophilosophie in sich.
Eine der Besonderheiten im Biosektor ist auch, dass Bio-Rohstoffe während der Verarbeitung zum Lebensmittel eher selten denaturiert werden. Somit sind sie für einen globalisierten Handel weniger geeignet.
Im konventionellen Industrieapfel-Geschäft ist derjenige der Gewinner im Haifischbecken des Rohstoffmarktes, der die Rohstoffpreise am Besten nach unten treibt. Um dann mit bester Technologie ein globalisiertes Verarbeitungsprodukt daraus zu machen und in der Folge ein Team hat, das damit auf den weltweiten Konzentratmärkten bestmöglich spekuliert.
Es gibt derzeit Regionen in Europa, die einen anderen Weg beschreiten.
Es sind sehr professionelle Projekte, wo entweder Bio-Erzeugergruppen, Verarbeiter oder ein Lebensmittelhandel ein unbeschreibliches Potential erkannt haben.
Egal von wem die Initiative kam, das Ergebnis ist ein Phänomen.
Die Träger dieser Projekte haben erkannt, dass es einen guten Markt für Produkte mit ausschließlich regionalem Rohstoff, ohne lange Transportwege, einer Verarbeitung zu einem gesunden Lebensmittel und mit einer transparenten Qualitätsgarantie gibt. Dies ausschließlich für den Heimmarkt, damit der gedankliche Kreislauf geschlossen ist.
In den so erfolgreichen Projekten haben Bezeichnungen wie Herkunft EU/NichtEU keinen Platz. Ebenso gibt es dort keinen Teilnehmer in der Wertschöpfungskette, der sich nicht mit höchster Professionalität einbringt.
Das Ergebnis bringt Staunen und Freude. Es geht ja doch. Doppelte Rohstoffpreise, eine ordentliche Marge für die nach gelagerten Bereiche. Beim Marktanteil ist es eine Eroberung von einem Prozentpunkt nach dem anderen im Lebensmittelhandel. Es geht hier nicht um Peanuts, sondern um ordentliche Volumina. Auch wenn die Packung Apfelsaft im Geschäft um 70 Cent mehr kostet.
Anders herum läuft es in anderen Regionen Europas. Als eines der Beispiele der Süden Deutschlands. Dort schafft es eine handvoll Keltereien, die vorwiegend konventionelle Industrieware verarbeitet, den Rohstoffpreis für Bio-Industrieäpfel in Grund und Boden zu stampfen. Dies mit Methoden, mit denen sie es schon erfolgreich bei konventioneller Ware geschafft haben.
Sie haben den Bio-Markt nicht verstanden und hatten kaum Zugang zu Bio-Kunden. Sie wollen einfach einen günstigen Rohstoff um daraus ein billiges Massenprodukt zu produzieren. Das ist eine Welt, die sie verstehen.
Die Biobauern haben sich in ihrem Angebot zersplittern lassen und so hat das Übel seinen Lauf genommen.
Ich gehe davon aus, dass sich Biorohstoff-Anbietergruppen wieder konsolidieren werden. Sie werden gedankliche Anleihen bei den wirklichen Erfolgsprojekten nehmen. Sie werden Verarbeiter und Vermarkter, die den Biomarkt nicht verstehen, außen vor lassen. Es würde zu lange dauern, um deren gedankliche Genetik von der „Preis runter“ Mentalität zu einem wertschätzenden Produkt zu verändern.
Mit Bio-affinen Verarbeitern und klaren und festen Geschäftsbeziehungen sind Stars und in weiterer Folge Cash Cows zu schaffen. Man beginnt mit einem Produkt nicht bei den Poor Dogs, weil man es andersherum nicht versteht. Siehe die Beispiele in Europa.
Fritz Prem