Exakt 13,25 Millionen Tonnen Äpfel ergab die erste (informelle) Ernteschätzung für die Ernte 2018 in Europa. Es wäre dies die mit Abstand größte Apfelernte in der Geschichte der EU. Das wäre um 13% mehr als 2016 und 42% mehr als 2017. Unter Experten keine wirkliche Überraschung. Im letzten Jahr waren die Anlagen durch Blütenfröste schwach behangen, im heurigen Jahr können die Bäume daher aus dem Vollen schöpfen.
Was noch auffällt an dieser Prognose, dass etwa 35% der europäischen Produktion aus einem „Billig-Produktionsland“ kommen, wo schon in den letzten Jahren die Großhandelspreise um 50% niedriger waren wie im übrigen Europa. Die übrigen Produktionsgebiete können sich also warm anziehen. Die ersten regionalen Strategien im Umgang mit dieser außergewöhnlichen Situation sind bereits in Entwicklung.
Ein geflügeltes Wort eines der legendären Politiker Österreichs war: „Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen!“
Prognosen sind immer Schätzungen, da die wirkliche Menge erst bekannt ist, wenn die Äpfel in der Erntekiste sind.
Es gibt aber Erfahrungswerte, auf die wirkliche Schätzungs-Profis aufbauen können. Es ist z.B. so, dass regionale Hagelunwetter in den meisten Fällen keine Mengenminderung, sondern nur eine Qualitätsminderung bringen.
Weiters haben sich die hoch professionellen Schätzer ein beinahe flächendeckendes Schätz- und Meldesystem aufgebaut. Aber auch der Zeitpunkt der Schätzung ist nicht ganz unbedeutend.
Ich registriere Experten in der europäischen Apfel-Branche, die seit vier Jahren mit ihrer persönlichen Einschätzung bereits Ende Juni nie mehr als 3% daneben lagen. So ist auch diese extrem frühe Erst-Prognose entstanden. Die Summe von subjektiven Einzelschätzungen wurde mathematisch gemittelt und das Ergebnis daraus ist somit in der Überschrift veröffentlicht. Jedem wissenschaftlichen Experten kostet dieses Verfahren ein müdes Lächeln. Wie sagte ein langjähriger Weggefährte in solchen Situationen: Schauen wir einmal!
Prognosen produzieren immer gewisse Stimmungen. Prognosen können einen Turbo zünden, der es ermöglicht, aus schwierigen Situationen mit den richtigen Entscheidungen zu einem guten Ende zu kommen. Prognosen können aber auch Lethargie und „no future“ Stimmungen anheizen. Oder aber sie können die Betroffenen in richtiger oder falscher Sicherheit wiegen.
Die kommende Apfelsaison wird richtig spannend. Wer am Ende als Sieger und wer als Verlierer da steht, wird von den Strategien der jeweils Beteiligten abhängen.
Fritz Prem