Kolumn

Förderungen in die Landwirtschaft – wem bringen sie einen Nutzen

In der Obstbranche haben wir registriert, dass die letzten großen Agrarförderungen im Sektor nach Polen gingen. Dort wurde sehr gezielt in neue und moderne Technologie sowie in Produktionseinrichtungen investiert. Soweit so gut für unsere polnischen Kollegen.

Das Agrarbudget ist innerhalb des EU-Budgets trotz Kürzungen nach wie vor das größte Budget. Es ist deshalb so groß, da die Agrarförderungen zum Großteil auf die EU-Ebene verlagert wurden, während andere öffentliche Budgets national oder gar regional bearbeitet werden, so zum Beispiel die öffentlichen Ausgaben für Militär und Verteidigung. Wenn man alle öffentlichen Haushalte Europas in einer Sparte zusammenzählen würde, dann würde die Agrarförderung insgesamt etwa 2% aller Budgets ausmachen.

Wenn wir uns die Auswirkung von Förderungen im Agrarbereich genauer ansehen, dann ist es so, dass der direkt geförderte Bereich dadurch seine Kostenstruktur über ein paar Jahre hinweg entlastet. Der Geförderte hat somit niedrigere Kosten und kann damit sein Produkt im Wettbewerb mit anderen Anbietern günstiger verkaufen. Es kommt damit zu einer kurzfristigen Verschiebung der Marktanteile, da Kunden mittelfristig bei einem billigeren Anbieter kaufen werden. Dies hat zur Folge, dass traditionelle Lieferanten ihre Kostenstruktur straff durchforsten müssen und gleichzeitig auch versuchen müssen, in den Genuss einer ähnlichen Förderung zu kommen wie der neue Mitbewerber. 

Das Karussell beginnt sich zu drehen. Ergebnis ist ein kostengünstiger Großhandelspreis, da sich der geförderte Lieferant den Kostenvorteil durch die Förderung nicht behalten kann, da er ansonsten nicht wettbewerbsfähig ist. Jeder gibt den Vorteil an die nächste Stufe weiter, bis sie beim Konsumenten gelandet ist.

Wenn man das momentane Agrarfördersystem der EU genauer analysiert, dann ist es eine indirekte Förderung der Konsumenten für billigere Lebensmittel. Dies mag auch der Grund sein, warum trotz aller Kritik das Agrarfördersystem in der Form weitergeführt wird. Der Konsument ist in der Prioritätenliste ganz oben, der agrarische Bereich ist Mittel zum Zweck.

Prem 49/2014