Lebensmittelsicherheit und deren Kontrolle überbordet derzeit ein wenig. Alles und jedes wird derzeit untersucht, 0,01 Teile pro Million sind derzeit gesetzlicher Stand der Technik, die Analytik ist fast alle zwei Jahre in der Lage um eine Zehnerpotenz genauer zu untersuchen. Wissenschaftler streiten sich, ab wie viel Milligramm Rückstand je Einzelwirkstoff eine Gesundheitsgefährdung eintritt. Dabei gibt es keine Antworten darüber, wie eine wie immer geartete Kombination von verschiedenen Wirkstoffen sich auf den menschlichen Körper auswirkt. Dann kommen noch die Komplementärmediziner daher und erklären, dass nach dem Prinzip der Homöopathie immer niedrigere Wirkstoffmengen (höhere Potenz) eine immer tiefgreifendere Wirkung im menschlichen Körper entstehen lassen.
Von der Administration und dem „Papierkram“ im Bereich der Rückstandanalytik ganz zu schweigen. Eine ganze „Contolling“- Industrie hat sich dazu entwickelt.
Wie wird dies in der Branche weitergehen? Der radikalste Ansatz liegt dabei im gänzlichen Verzicht auf Wirkstoffe, die nicht von Haus aus aus der Natur kommen. Radikal deshalb, da er nach heutigen Gesichtspunkten nicht über Nacht umsetzbar ist. Bei den heutigen (empfindlichen) Hochleistungs-Sorten und den eingeführten Kulturmethoden ist eine Produktion ohne bisher gelebte Praxis im Pflanzenschutz nur schwer möglich.
Eigentlich ist es pervers, unser Verhalten. Auf einem Kontinent Europa, wo Überschussproduktion der Normalfall ist, werden Kulturtechniken perfektioniert, die ein Mindestmaß an Qualität in immer größeren Erntemengen sicherstellt bzw einbetoniert.
Die Folge daraus ist, dass der gesamte Vertrieb sich in diesen Rahmenbedingungen weiter entwickelt: aus dem Übermaß an Produktion die beste Qualität zum billigsten Preis in den Markt ein zu führen. Wir wundern uns dann, dass der Geldbedarf für Ernährung anteilig am Haushaltseinkommen ständig kleiner wird.
Der Auslöser für das Thema dieser Kolumne war ein Gespräch mit einem von mir fachlich sehr geschätzten Kollegen. Er berichtete, dass sie im Zuge eines größeren landwirtschaftlichen Bewässerungsprojektes eine Wassergenossenschaft gegründet haben. Wie es bei derartigen größeren Projekten üblich ist, waren regelmäßige Wasseruntersuchungen in kürzeren Abständen vorgeschrieben, um auch wirklich Trinkwasserqualität zum Gießen zur Verfügung zu haben.
Alles war bisher unter den gesetzlichen Höchstwerten. Verwunderung löste aber bei den Beteiligten aus, dass man in geringen Mengen nicht nur „Altlasten“ aus vergangen Pflanzenschutzzeiten im Grundwasser fand, sondern auch sogenannte „moderne“ Herbizide aus dem Ackerbau. Das heißt, die moderne Landwirtschaft hat den Fingerabdruck im Grundwasser bereits hinterlassen.
Weniger schöne Aussichten.
Fritz Prem