Kolumn

Glyphosat

Die Zulassung oder nicht Zulassung von Glyphosat steht wieder einmal an und beschäftigt so ziemlich alle politischen Ebenen in der gesamten EU. Am Beispiel dieses Wirkstoffes kann man generell die Problematik einer Pflanzenschutzmittelzulassung verfolgen.

Im Jahre 1974 war das erstmalige Auftauchen von Glyphosphat als Herbizid ein kleines „Wundermittel“: alles was grün war, konnte bekämpft werden. Mit der wissenschaftlichen Beurteilung von 1974 und davor war der Wirkstoff unbedenklich.

Wenn sich heute ein kleines Heer an Wissenschaftlern damit beschäftigt, mit dem derzeitigen Stand der Möglichkeiten die Gefährlichkeit des Wirkstoffes neu zu bewerten, dann kommen folgende Ergebnisse heraus: die Substanz ist wahrscheinlich krebserregend (2015), die Substanz wirkt beim Menschen wahrscheinlich nicht genotoxisch und nicht kanzerogen (2016).

Somit hat die Wissenschaft die Frage eindeutig mit einem „vielleicht“ beantwortet. Politiker sollen daraus eine 10-jährige Weiterzulassung oder Ablehnung erwirken.

Der Lebensmittelmarkt selbst hat in all dem „Wirrwar“ bereits schön langsam eine Entscheidung getroffen, wie man mit den ganzen Unsicherheiten, die jeweils als „letzte Erkenntnis der Wissenschaft“ publiziert ist, umgeht.

Begonnen hat es damit, dass sich die großen Lebensmittelketten in Europa gar nicht mehr wirklich um die gesetzlichen Höchstwerte bei Pflanzenschutzmittelrückständen kümmern. Sie machen ihre eigenen Gesetze mit Höchstwerten, die deutlich unter den gesetzlichen Höchstwerten liegen. Dies deshalb, da sie den Finger am Puls haben, was in der Produktion möglich ist. Und dies deshalb, da sie mit einer einzigen Entscheidung eines Einkaufsapparates dies auch umsetzen können.

Sobald es in der Produktion eine Alternative zu Glyphosat gibt, so wird sie im Lebensmittelhandel umgesetzt. Dies ungehindert dessen, ob die Produktion mit dieser Alternative um 5% teurer wird.

Die Pflanzstreifen im Obstbau werden dann eben nicht mit Glyphosat, sondern mit anderen technischen Möglichkeiten bewuchsfrei gehalten.

Eine Dimension eines Verbots für Glyphosat ist bisher noch kaum in der öffentlichen Diskussion aufgetaucht. Glyphosat ist der zentrale Baustein der gentechisch veränderten Pflanzenproduktion. Kein Gen-Soja ohne Glyphosat. Die meisten Nutzpflanzen aus der Gentechnik sind so verändert, dass sie den Wirkstoff Glyphosphat vertragen, während beim gesamten übrigen Aufwuchs am Feld die herbizide Wirkung weitgehend gegeben ist.

Somit bräuchte man sich nach einem Verbot von Glyphosat keine Gedanken über eine lückenlose Kontrolle von gentechnisch veränderten Futtermitteln machen -  es gäbe sie derzeit schlichtweg nicht!

Fritz Prem