Kolumn

Grundnahrungsmittel und Mehrwertsteuer

Spanien hat bereits die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel ausgesetzt, staatstragende Parteien im übrigen Europa sind dabei, dies in ihr Parteiprogramm auf zu nehmen.

Eine der ungeschriebenen Spielregeln am Markt besagt, dass der Händler verpflichtet ist, jenes Geld am Markt ab zu holen, das der Kunde gerade noch bereit ist, für dieses Produkt aus zu geben.

Wenn wir dies auf die Forderung nach Mehrwertsteuerbefreiung bei Grundnahrungsmitteln umlegen, so wird dies spannend. Die politische Vorgabe der Mehrwertsteuerbefreiung verknüpft mit der Verpflichtung, jenes Geld am Markt ab zu holen, das der Kunde bereit ist, für dieses Produkt gerade noch her zu geben.

Wenn wir dies konkret betrachten. Ein Kunde war bisher bereit, für ein Packstück Obst € 1,99 an der  Registrierkasse ab zu geben. Das ist er gewohnt. Wenn jetzt für das gleiche Packstück nach der Steuerreform rechnerisch nur € 1,80 anfallen würden, dann hätte der Händler ein Problem.

Er muss auch nach der Steuerreform vom Kunden die € 1,99 abholen, da der Kunde auch bisher bereit war, dies zu bezahlen.

Die Obst und Gemüsehändler sind Profi genug, um dementsprechend zu handeln. Sie werden in den ersten zwei bis drei Wochen einige „Aktionen“ im Regal haben. Danach „normalisiert“ sich der Preis. Die politischen Parteien hatten ihr „Highlight“, der Staat bekommt anschließend weniger Geld.

Die Kehrseiten dieser Maßnahme sind anscheinend nicht ausreichend mit bedacht. Die Konsumenten werden danach ihre Lebensmittel ohne Mehrwertsteuer einkaufen, obwohl sie dies gar nicht wahr nehmen.

Bei einem durchschnittlichen Anteil der Ausgaben für Lebensmittel (statistisch im Monat je Haushalt etwa € 280,-) wird sich ein Steuervorteil für Obst und Gemüse wahrscheinlich im einstelligen Euro-Bereich je Monat belaufen. Damit kann niemand seine gestiegenen Heizkosten auch nur annähernd kompensieren. Zwei mal mit einem Bekannten auf einen Kaffee zu gehen und das monatlich ersparte Geld aus dem Obst- und Gemüsekonsum wäre weg.  

So viel dazu, wenn man politische Ankündigungen auf die Realität eines Haushaltsbudgets für eine Familie herunter bricht.

Die Obst und Gemüsebranche sollte trotzdem Augen und Ohren offen halten. In einer gedanklichen Vorbereitung auf diese möglicherweise kommende Situation wären gedanklich die notwendigen Aktionen für die Übergangszeit mit zu berücksichtigen, um danach wieder zur „normalen“ Tagesordnung übergehen zu können.
 

Fritz Prem