Kolumn

Guter Geschmack

Am 20. März 2016 begann astronomisch der Frühling. Mit dem ersten Grün, dem Blühen von Krokussen, der Bärlauchsaison und mit dem Spargel beginnt die Freilandsaison in unseren Regionen. Die neue Saison steht in den Startlöchern. So manche Erkenntnisse aus der alten Saison werden jetzt in eine reale Umsetzung gegossen.

Eines ist mir besonders im Gedanken haften geblieben. Der wohl profundeste Newcomer im Agrarmarketing in Österreich hat mir in einem längeren Gespräch vermittelt, dass er Sorge hat, dass der gute Geschmack von unserem Obst und Gemüse auf der Strecke zu bleiben scheint. Er erzählte mir seine Erlebnisse an Hand von konkreten Beispielen von Testkäufen in den Supermärkten. Während er mir seine Erlebnisse schilderte, kamen bei mir Erinnerungen, die Sie, werte Leser dieser Kolumne, sicher alle kennen.

Es begann vor mehreren Jahren mit den „holländischen Tomaten“. Sie waren fest, kräftig rot, besonders gut manipulierbar und extrem lange haltbar. Die Entscheidung, diese Sorten zu produzieren, trafen die Produktion, der Handel und die Logistiker. Die „Rache“ der Konsumenten folgte auf dem Fuß – heute sind diese Tomaten Geschichte und geschmacklich wirklich gute Sorten im Regal.

Als zweites und mehrere Jahre altes Beispiel sind die spanischen Erdbeeren an zu führen. Es gab eine Zeit, da waren diese Erdbeeren außer schön rot sonst gar nichts. Als einer, der in seiner Jugendzeit intensiv mit Erdbeeren in Berührung stand, waren diese Erdbeeren obendrein von der ökologischen Seite her eine Katastrophe. Die Konsumenten haben darauf reagiert. Heute gibt es wieder geschmacklich hervorragende Sorten, die auch einer ökologischen Betrachtung weitgehend Stand halten.

Als dritte von mehreren möglichen Beispielen seien die Zwetschgen angeführt. Die heimische Produktion in diesem Bereich wurde vom Handel systematisch ruiniert. Durch die Aufforderung – mit deutlichem Nachdruck – so manche Zwetschgensorte deutlich vor dem Erntetermin im unreifen Zustand von den Bäumen zu nehmen, damit sie in der Lieferlogistik „gut haltbar“ sind, hatte fatale Folgen. Geschmacklich grasige Früchte haben dem Konsumenten den Genuss vergällt. Die Umsatzzahlen sprechen eine mehr als deutliche Sprache.

Diese Beispiele seien in der Erinnerung eine Warnung für uns alle.  Der Frühlingsbeginn eröffnet uns neue Chancen. Das Jahr 2016 möge das Jahr des guten Geschmackes werden!

Fritz Prem 12/2016