Die Raschheit der Weiterentwicklung in der Produktion und vor allem die Tiefe sind sehr oft von einer subjektiven Betrachtung behaftet. So auch beim Begriff der Integrierten Produktion. Irgendwann um 1970 wurde in Europa der Begriff erstmals begründet.
Ich kann mich noch gut an die Anfänge erinnern. Kein Mensch konnte mit dem Begriff etwas anfangen. Erst durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit konnte beim Konsumenten die Botschaft abgesetzt werden: das ist eine konventionelle Produktion, die sich bemüht nach den aktuellen Möglichkeiten die Produktion ökologischer zu gestalten.
Der Begriff IP wurde nur vage wahrgenommen
Es war über die ganze Zeit hinweg ein Begriff, der beim Großteil der Konsumenten nur vage wahrgenommen wurde, da er viel zu kurz konkreter Teil einer Marke oder eines Produktprogramms war.
So ist es gekommen, wie es bei vielen großen Ideen gekommen ist: es wurde im Laufe der Jahrzehnte immer mühsamer, wirkliche Weiterentwicklungen im Bereich einer ökologischeren Produktion mit konventionellen Betriebsmittel dar zu stellen.
Auf der anderen Seite wurden große Vollsortimenter und Diskonter von NGO‘s in der Presse regelrecht zerrissen, wenn sie beim Ranking der Rückstände auf Obst und Gemüse aus ihren Regalen wieder einmal schlechter abgeschnitten haben als ihre Mitbewerber.
Ökologischere Auflagen kamen von den Kunden
Somit kam logischer Weise die Auflage von den Kunden über Kundenprogramme an die Produzenten, Obst und Gemüse mit deutlich unter dem gesetzlichen Höchstwert und mit maximal 4 (oder 3) Rückstands-Wirkstoffen zu liefern. Interessant war, dass die Stammlieferanten dies innerhalb von 2 Jahren zu Stande brachten, was Berufsverbände vorher über Jahre in Abrede gestellt haben.
Wenn ich diese Entwicklung Revue passieren lasse, dann ist erstaunliches passiert. Es wurde der Beweis erbracht, dass es doch geht. Es wurde weiters der schmerzhafte Beweis erbracht, dass es auch ohne dauerhaften Mehrpreis geht – die wichtigsten Lieferanten haben es ja hinbekommen.
Eine Chance hat die Produktion verpasst. Statt sich mit Kleinigkeiten wie zusätzlichen Vogelhäuschen und ähnlichen Feigenblättern den Begriff IP über Jahrzehnte hinüber zu retten, hätte sie die Möglichkeit gehabt, ein eigenes und wirklich ökologischeres Produktionsmodell über klare Kundenbeziehungen zum Konsumenten zu bringen.
Die nächste Chance bietet der Green Deal mit Farm to Fork, um einen Neustart zu schaffen.
Fritz Prem