Letzte Woche wurde beim größten Lebensmittelhändler in Österreich die „Hofübergabe“ zelebriert. Der bisherige Vorstandssprecher geht demnächst beruflich in den Ruhestand. Er hat die Übergabe an seinen Nachfolger mit Bedacht und über einen längeren Zeitraum vorbereitet, um keine abrupten Bruchlinien zu produzieren. Das Ende dieser Managerlaufbahn war sehr würdig.
Bei dieser Feierlichkeit waren an unserem Tisch neben mir noch weitere drei Personen, die mitten in der „Hofübergabe“ ihres eigenen Betriebes sind. Sehr erbauliche Gespräche darüber entwickelten sich. Erfreulich war, dass jeder auf seine Weise diesen Schritt gut meistert.
Zur Hofübergabe gibt es verschiedene Sichtweisen. In einem Gespräch mit einem sehr wirtschaftsaffinen Abt, der regional bedeutende Wirtschaftsgüter zu führen hatte, kamen wir auch auf das Thema Hofnachfolge bei ihm persönlich. Er erklärte, dass er dabei in seinen Augen zwei wichtige Aufgaben bei der Übergabe habe: an seinen Nachfolger die Zentralschlüssel zu übergeben und ihm den Weg zu seinem zukünftigen Büro zu zeigen. Zu unserer Verwunderung über die Aussage des Gottesmannes erklärte er: das Tagesgeschäft läuft in einem großen Wirtschaftsbetrieb meist einige Monate ohne Zutun eines Abtes weiter. Der neue Verantwortungsträger kann in dieser Zeit dem Unternehmen seine eigene Handschrift aufdrücken.
Der eingangs zitierte Generalmanager hat einen anderen Weg gewählt. Neben seinem wirtschaftlichen Erfolg wird seine starke soziale Kompetenz mit großer Wahrscheinlichkeit im Unternehmen weiter schwingen.
Hofnachfolge ist ein brisantes Thema, über das niemand gerne spricht. Es geht doch dabei um sehr persönliche Befindlichkeiten und persönliche Emotionen.
In der österreichischen Landwirtschaft ist das Durchschnittsalter der Betriebsführer je nach Sparte zwischen 45 und 55 Jahre. Es stehen also in absehbarer Zeit eine Reihe von Betriebsübergaben an. Laut seriösen Erhebungen der berufsständischen Vertretung ist bei etwa einem Drittel aller Betriebe die Hofnachfolge nicht gesichert. Dies hat mehrere Gründe und geht deutlich über einen konjunkturellen Strukturwandel hinaus.
Bei Gewerbebetrieben und Handelshäusern sind oft noch gesellschafts- und anteilsrechtliche Komponenten mit zu bewerten.
Eine Beobachtung zieht sich aber wie ein roter Faden durch alle erfolgreichen Hof- und Betriebsübergaben: Wenn der Übergeber rechtzeitig seine Nachfolge regelt, dann werden viele zusätzliche Begehrlichkeiten erst gar nicht geweckt. Dann ist es auch zweitrangig, ob es in der Form des Abtes oder in der Form des LEH-Managers abläuft.
Fritz Prem