Kolumn

In eigener Sache

Ich schreibe in meinen Kolumnen gerne über die geschriebenen Spielregeln, aber immer öfter über die ungeschriebenen Spielregeln des Marktes. Solche ungeschriebenen Spielregeln gibt es für mich auch in der journalistischen Arbeit.

Ich habe in letzter Zeit eine unliebsame Situation erlebt. Sie hat mit dem Inhalt einer meiner Kolumnen zu tun. Sie stört mich persönlich, daher heute der Inhalt meiner Kolumne dazu.

Wenn ich meine Überzeugung zum Ausdruck bringe, dass die erste Handelsstufe in der Wertschöpfungskette als Marktmittler der Erzeuger in den letzten Jahren einen besseren Job hätte machen können, da für den Erzeuger der Anteil vom Konsumentenpreis kleiner wurde, so ist darüber zu diskutieren, ob ich falsch liege. Bei einer solchen Darstellung wird den handelnden Personen natürlich ein Spiegel vorgehalten, damit sie Dinge bewusst sehen, die sie ohne Spiegel nicht sehen würden. Bei der Frage, wer ist schuld, ist meist die Antwort relativ rasch parat: immer die anderen!

Tatsache ist, dass die gleich guten Verkäufer wie früher am Werk sind. Sie haben aber keine ausreichende Antwort auf den sich rasch konzentrierenden Kundenkreis gefunden. Mit alten Rezepten ist zukünftig kein Match zu gewinnen. Das Problem liegt also nicht bei den einzelnen Personen, sondern an der Fähigkeit, wie sich eine Branche selbst organisiert.

Es hat mich aber ein wenig verstört, als mich jemand aus dem Kreis der zitierten Branche bei sehr wichtigen Meinungsbilder persönlich vernadert hat. Ein herunterbringen auf die persönliche Ebene vertrage ich nicht besonders gut. Dies würde dazu einladen, die jetzt „offene“ Rechnung ebenfalls mit einem persönlichen Anwurf zu beantworten. Mache ich aber nicht!

Mit diesem Verhaltensmuster könnte in anderen Themenbereichen eine fatale Dynamik entstehen. Wen ich bei einem theoretischen Beispiel wie der Vermischung der nationalen Herkünfte exakt die beteiligten Personengruppen beschreiben würde, damit sich jeder Insider in der Branche auskennt, so würde dies in eine Schlammschlacht ausarten. 

In einem solchen hypothetischen Fall sollte es viel mehr um die Frage gehen: würde es die Branche als Kavaliersdelikt sehen, wenn zB polnische Äpfel über Umwege in einem Packstück eines österreichischen Markenartikels landen würden oder würde die Branche die Kraft aufbringen, selbst für saubere Ränder zu sorgen. Es würde um die Spielregeln gehen, die man sich selbst dazu aufstellt. Aber darüber würde ich schreiben, sobald es einen Anlass dazu geben würde.

Fritz Prem 06/2017