Kolumn

Kakao-Preise und die Schokolade

Eine schlechte Kakao-Ernte in den Hauptproduktionsländern verursacht in allen nach gelagerten Bereichen ein kleines Erdbeben. Dabei werden Machtverhältnisse in der Wertschöpfungskette deutlich sichtbar.

Der Lebensmittelhandel beklagt sich derzeit bitter darüber, dass er seine Einkaufsmacht gegenüber den Schokoladenherstellern nicht geltend machen kann. In den meisten anderen Sektoren ist es üblich, dass der Lebensmittelhandel selbst bis zum Umfallen ausreizen kann, wie schnell eine Branche ihre gestiegenen Kosten zur Gänze auf den Produktpreis umwälzen kann.

Bei den Energiepreisen war es so, dass Obst- und Gemüseverkäufer ihre gestiegenen Kosten im ersten Schritt versucht haben im Verkaufspreis unter zu bringen. Der Lebensmittelhandel hat da die Anbieterschar gegenseitig antreten lassen. Der Erste, der seine Kostensteigerungen nicht voll in den Produktpreis eingepackt hatte, machte nicht nur das Rennen, sondern auch den Preis für alle anderen.

So läuft das Spiel. Nicht ganz so bei Kakao und in weiterer Folge bei Schokolade.

Wenn wir uns aus verschiedenen Darstellungen einen Mittelwert errechnen, so ist die Wertschöpfungskette bei Schokolade verständlich. In der Wertschöpfungskette  hat der LEH etwa 45% Anteil, der Schokoladenhersteller etwa 35%, der Produzent von den Kakaobohnen bekommt etwa 7%  vom Preis an der Registrierkasse. Der Rest wird für die Aufbereitung der Bohnen, für Transport und Abgaben benötigt.

Jetzt ist es aber so, dass nur einige wenige weltweite Konzerne den Schokoladenmarkt unter sich aufgeteilt haben. Ihre Herstellermarken sind weltweit bekannt. Da funktioniert das gegenseitige „Antreten lassen“ der Hersteller durch den LEH nicht. Damit beginnt das große Gejammere des LEH. Er ist nicht mehr in der Position, kurzfristig Preiserhöhungen der Produzenten ab zu wehren.

Entweder gibt es bei einem LEH-Konzern diese „beliebte“ Schokolade nicht im Regal oder der Einkäufer gibt kleinlaut nach. Interessant ist auch die Strategie der großen Schokolade-Produzenten. Es gibt den Streit mit dem Einkauf zur gleichen Zeit immer nur mit einem großen Kunden. Damit gibt es bei einem Crash bei allen anderen Mitbewerbern diese „beliebte“ Schokolade, nicht aber bei dem Einen, der sich gegen eine Preisanpassung wehrt.  

Wenn der LEH als Alternative daran denkt, Schokolade als „Eigenmarke“ herstellen zu lassen, dann wird er unweigerlich auch mit den gestiegenen Rohstoffkosten konfrontiert.

So kehren sich die Vorzeichen in kurzer Zeit um. Damit hat sich die alte Weisheit im Handelsgeschäft wiederum bewahrheitet. Wer die Wertschöpfungskette steuert, der verteilt die Marge unter den Beteiligten. 


Fritz Prem