Ein neuer Schädling bedroht eine Reihe von Obst- und Weinkulturen ganz massiv. Durch die hohen Vermehrungsraten schädigt die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) in goßem Ausmaß vor allem Weichobst und Beeren. Große Teile der letzten Ernte fielen in einzelnen Anlagen diesem Schädling zum Opfer.
Ganze Gruppen von Wissenschaftlern beschäftigen sich mittlerweile mit Bekämpfungsstrategien. Die Pflanzenschutzmittelindustrie steht Gewehr bei Fuß, um für einen wirksamen Wirkstoff die rechtliche Zulassung zu erhalten und die dafür notwendige Auslieferungslogistik bei Bedarf zu haben.
Das zentrale Problem ist, dass der Schadbefall unmittelbar vor der Ernte, manchmal sogar am Tag der Ernte stattfindet. Somit scheiden alle Pflanzenschutzmittel aus, die direkt auf die Larve oder die Fliege wirken. Es geht logischerweise nicht, heute eine Bekämpfungsmaßnahme zu setzten und morgen oder übermorgen zu ernten. Auf der anderen Seite Behandlungen, deren Wirkung bis zur Ernte ausreichen würde, haben damit auch automatisch ein Rückstandsproblem.
Viele Lösungsansätze laufen nach demselben Muster ab: Wenn es ein Problem gibt, dann geht der Produzent zum Spritzmittelkasten, nimmt das entsprechendes Produkt heraus, behandelt damit seine Kultur und das akute Problem ist gelöst. Das geht hier nicht.
Die „Knock-out-Strategie“ funktioniert kurzfristig, garantiert aber oft nicht den langfristigen Erfolg. Bekämpfungsmaßnahmen, die oft nur 60 oder 70% Wirkungsgrad haben, sind für diese Strategie ungeeignet. Eine Kombination von mehreren dieser „niedrig wirkenden“ Maßnahmen haben aber oft verblüffende Ergebnisse.
So hat ein junger und äußerst kreativer Himbeerproduzent in einem Mix aus verschiedenen Maßnahmen eine Strategie gegen Kirschessigfliege für seine doch beachtlichen Flächen zusammengestellt und in der heurigen Saison umgesetzt.
Für mich ist faszinierend, dass keine der Maßnahmen für sich ausreichen würde. Die Kombination macht es aus.
Ich werde mit großer Aufmerksamkeit die bereits laufende Himbeersaison bei ihm mit verfolgen. Ich glaube fast, dass man Wetten annehmen könnte, dass diese Saison für ihn sehr gut ausgeht.
In vielen Bereichen des Pflanzenschutzes ist in Europa bereits die Integrierte Produktion etabliert.
Mir fällt aber auf, dass wir noch viel zu oft in „Knock-out-Strategien“ denken.
Prem 26/2015