Kolumn

Kleine grüne Männchen

Wenn jemand früher die sprichwörtlich „kleinen grünen Männchen“ sah, dann war dies ein Zeichen von Realitätsverlust. Dies entweder durch zu viel Alkohol oder weil er eine leicht verbogene „Seelenachse“ hatte.

Bis vor kurzem benutzte man den Begriff von den kleinen grünen Männchen/Weibchen auch etwas mitleidig für eine Minderheit, die teilweise aus den Parlamenten gewählt wurde.

Heute sind die Ökoparteien wieder dabei, mit abgesicherten Fraktionen in die Legislative zurück zu kehren und bei dem einen oder anderen wichtigen Koalitionspoker mit zu mischen.

Sie werden sich fragen, was dies mit unserem Frischesektor am Markt zu tun hat. Momentan vielleicht noch nicht viel. Es zeichnet sich aber ab, dass mit den „grünen Reallos“ die grüne Politik schön langsam wirklich salonfähig wird.

Dies heißt in weiterer Folge, dass die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion in absehbarer Zeit zu Produktionsweisen teilweise genötigt/gezwungen wird, ökologischere Produktionsweisen an zu wenden. Die Technologie dazu ist weitgehend entwickelt. Sie wird aber oft nicht angewendet, da sie im allgemeinen Preiskampf nicht rentabel ist. Auch ein Produzent lebt von der Marge, die er verdient.

Es wird wahrscheinlich sehr genau zwischen rückstandsarm und rückstandsfrei entschieden werden. Der Babyfood-Standard wird zur Normalität werden.

Es wird auf dem Weg dort hin noch einige Stolperfallen geben. Wenn zB Öko-Fundis das Augenmaß verlieren und unrealistische Volksbegehren initiieren – die den Zug der allgemeinen Stimmung für eine Zeit in die andere Richtung schicken.

Generell können wir aber auf mehreren Ebenen schon beginnen, uns gedanklich mit der sich abzeichnenden Veränderung zu beschäftigen.

Die Biobranche wird sich zu überlegen haben, wie man mit einem sehr „ökologischen“ Mitbewerb aus der konventionellen Produktion umgehen wird.

Der Großhandel wird sich überlegen müssen, wann er welche Zertifizierungen und Warenströme in sein Sortiment nimmt.

Der LEH und die Diskonter werden schön langsam die Verteilung ihrer Regalplätze zu überdenken haben.  Eine spannende Zeit steht uns bevor.

Die Killerphrasen, dass nach einer stärkeren Ökologisierung der Landwirtschaft in Europa eine Hungersnot ausbricht, diese Stehsätze glauben mittlerweile die Verwender dieser Argumentation selbst nicht mehr richtig.

Wir haben in Europa mehr als ausreichend Lebensmittel, in höchster Qualität und zu günstigsten Preisen – die Forderung der europäischen Politik an die GAP ist mittlerweile über erfüllt.

Fritz Prem