Bei der Prognosfruit im Trient hat es sich bereits abgezeichnet, jetzt nimmt es konkrete Formen an.
Die diesjährige europäische Apfel- und Birnenernte wird knapp unterdurchschnittlich ausfallen.
Es wird eine ausreichende Versorgung der europäischen Konsumenten mit Äpfeln sichergestellt sein, aber die Vorzeichen sind schon vorher ab zu sehen, bevor Mitte November die tatsächlichen Ernten fest stehen.
Der Markt selbst hat ein sehr feines Sensorium entwickelt, was die Planung der nächsten Monate betrifft. Jene Einkäufer und Verkäufer in der Branche, die so zu sagen einen „sechsten Sinn“ (oder auch viel Erfahrung) haben, wissen lange vorher, wie sie sich zu verhalten haben.
Wenn ich beim monatlichen Branchencheck in ganz Europa die Vorzeichen einsammle, so nehme ich wahr, dass sich das Realisieren der Mindermenge bei Äpfeln und Birnen unterschiedlich rasch auswirkt.
Bei Birnen ist die Mindermenge doch schneller am Markt spürbar als bei Äpfeln und und Orangen. Der Preis bei Birnen hat spürbar angezogen. Wenn jetzt am Beginn der Saison der Birnen-Großhandelspreis bis zum Dreifachen vom Vorjahrespreis liegt, dann bekommen wir die Preiselastizität von diesem Produkt vor Augen geführt. Der Markt nimmt diese Preise an. Die monatlichen Absatzmengen sind davon nicht beeinträchtigt – teilweise ist eher das Gegenteil der Fall.
Bei Äpfeln gibt es ein sehr ähnliches Bild, nur nicht mit einem so großen Preissprung. Jene Länder in Europa, die gerade eine leicht unterdurchschnittliche Ernte einbringen, überall dort hat der Großhandelspreis bereits spürbar angezogen. Der Großhandelspreis für Äpfel ist nur in jenen Regionen noch nicht angepasst, wo kleinere Händler derzeit versuchen, sich gegenseitig Marktanteile abspenstig zu machen. Da bleibt noch Geld auf der Straße liegen.
In dem allgemeinen Gejammere, dass die Konsumenten in Richtung Armutsgrenze unterwegs seien, beginnt sich schön langsam am Markt die Realität ein zu pendeln. Die Löhne steigen, damit ist in den Privathaushalten monatlich mehr Geld angekommen. Da ist es legitim, wenn die Produzenten und der Handel ihre gestiegenen Kosten auch im Produktpreis unterbringen.
Niemand kann auf Dauer vom „Dazu-Zahlen“ leben. Nur muss es auch in der Wertschöpfungskette jene Professionalität geben, um das Geld am Markt ab zu holen.
Fritz Prem