Kolumn

Klimawandel und Obstproduktion

Schön langsam wird auch dem letzten Hinterwälder bewusst, dass sich das Klima auch in jener Region verändert, in der er selbst lebt.

Schadinsekten treten neu auf, die man in dieser Region bisher nicht kannte. Oder vorhandene Schadinsekten vollbringen nicht nur eine Generation während einer Vegetationsperiode sondern zwei oder gar drei Generationen und erhöhen damit den Schadensdruck enorm.

Das Gleiche gilt für die Veränderung der Assimilation von bisherigen Pflanzen. Ein Apfelbaum stellt bei knapp 30 Grad Celsius seine Assimilation weitgehend ein. Da kann man gezielt Gießwasser zu den Wurzeln bringen, soviel man will. Es ist dann kein Zusatz-Motor für eine Assimilation.

Für einen Obstproduzenten vor Ort sind die globalen Probleme bekannt. Wenn die Polkappen abschmelzen und der Meeresspiegel um eineinhalb Meter ansteigt, dann saufen weite Landstriche und Großstädte einfach ab. Wenn Permafrost auftaut, dann werden unvorstellbare Mengen an Treibhausgasen frei. Aber was müssen sie selbst tun, um in ihrer Region zu überleben?

Jeder muss möglichst rasch die gebrauchte Energie selbst oder in Gemeinschaften in der Region  erzeugen. Wir sollen bedenken, dass wir in unseren Dauerkulturen im Jahreslauf dann die meiste Energie brauchen, wenn die Sonne am meisten Energie liefert. Bei aller Diskussion über Solarstrom hin oder her, es ist der Denkansatz schlechthin.

Der stärkste Hebel, der kommenden Klimaerwärmung und den einhergehenden Starkregen oder längeren Dürreperioden entgegen zu wirken, ist ein „Klima fit“ machen unserer Böden. Sind wir doch ehrlich zu uns selbst. Mit unseren bisherigen Technologien haben wir unsere Böden dorthin gebracht, dass sie oft nur mehr eine Wasserspeicherkapazität von knapp zwei Wochen haben. Das heißt, dass eine durchwurzelte Erde nach einem Regen nur mehr für zwei Wochen ausreichend pflanzenverfügbares Wasser für unsere Obstanlagen speichern kann.

Gesunde und vitale Böden mit einer vielfältigen Mikrobiologie sind in der Lage, größere Regenmengen über sechs bis sieben Wochen ausreichend für das Wurzelwerk von Dauerkulturen zu speichern. Darin liegt der Unterschied bei Bauern, die laufend über die große Trockenheit jammern, obwohl gleich viel Jahresniederschlag gefallen ist.

Dass all diese Maßnahmen aber Zusatzkosten verursachen, ist selbstredend. Dass diese Zusatzkosten das Produkt „Obst aus heimischer Produktion“ verteuern, ist auch selbstredend. Es ist die Aufgabe der Marktmittler, die Antwort zu geben, ob man längerfristig ein Obst aus der Region handeln und in weiterer Folge dem Konsumenten „zumuten“ will.


Fritz Prem