Kolumn

Klubsorten – ein Weg aus der Krise?

Neue Sorten sind sowohl bei Produzenten als auch beim Handel ein immerwährend interessantes Thema und geben jederzeit Anlass zu intensiven Diskussionen. So unterschiedlich die Interessenslage, so ähnlich läuft doch die Diskussion über den Sinn von neuen Sorten.

Der Apfel als Markenartikel mit einer klassischen Markenartikelpflege wird oft als Lösung für den Weg aus der Krise dargestellt. Bei der Pflege der Marke muss das Alleinstellungsmerkmal immer wieder herausgearbeitet werden und permanent Richtung Kunden und Konsumenten erzählt werden. Es muss zusätzlich eine Qualitätssicherung eingezogen werden, da ja der Ruf der Marke auf dem Spiel steht. Exklusiv-Vertriebsschienen sind notwendig, damit der Markenartikel nicht in Rabattschlachten und Schleuderaktionen kaputt vermarktet wird. 
All dies kostet zusätzlich Geld und erklärt den Mehrpreis einer eingeführten Marke.

Ich habe Ansätze von Marken und Klubsorten kommen und gehen gesehen. Viele Baumschulen, Produzentengruppen und Handelsunternehmen haben viel Geld in die Hand genommen, um eine Klubsorte auf zu bauen und in den Markt ein zu führen. Beinahe bei ebenso vielen habe ich zusehen müssen, wie sie ihr Geld verbraten haben.

Wenn wir ehrlich sind, dann hat es im Apfelbereich eigentlich nur Pink Lady geschafft, nachhaltig diesen Apfel als Markenartikel mit einem richtigen Mehrwert für alle in der Wertschöpfungskette zu etablieren. Zwei, drei andere Projekte arbeiten noch dran. Alle anderen grundeln eigentlich, bevor sie am europäischen Markt richtig wahrgenommen wurden, schon wieder irgendwo dahin.

Die Spielregeln sind auch in diesem Bereich relativ klar festgehalten. Die X-te neue rote Sorte nur mit einem neuen Pickerl zu versehen wird kein Selbstläufer werden. Ebenso hat nicht jede Neuzüchtung das Zeug für eine Erfolgsgeschichte a la Pink Lady. Es gehört auch hier wie im übrigen Leben dazu, ein großes Fachwissen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette zu haben. Ein außerordentliches Produkt zu promoten, am Beginn Mitstreiter zu haben, die die budgetäre Seite mittragen sowie den berühmten „sechsten Sinn“ für eine Erfolgsgeschichte sind notwendig. Ganz besonders braucht es das Glück, das alles zum möglichst gleichen Zeitpunkt zusammentrifft. 
Klubsorten sind keine Selbstläufer und somit auf die Schnelle kein Garant für die Fahrt aus der Krise.

Prem 11/2015