Eigentlich sind wir tagein und tagaus mit unserer Welt im Fruchthandel beschäftigt. Immer ist auf zu passen, damit wir am Markt ja nichts übersehen und mögliche Entwicklungen früh genug erkennen.
Plötzlich werden wir durch das Kriegsgeschehen vor der Haustür komplett überrascht und erfassen in kurzer Zeit all die Tragik und die menschlichen Schicksalsschläge, die mit diesen Kriegshandlungen einher gehen.
Vor unserer Haustür heißt, dass von Wien aus gesehen die Ukraine geografisch näher liegt als der westliche Teil Österreichs.
Die wirtschaftliche Seite des Konfliktes
Mit den Kriegshandlungen bleibt die wirtschaftliche Seite des Konfliktes nicht unberührt. Auch wenn wir den Explosionslärm von einschlagenden Granaten nicht vernehmen, so hat dieser Konflikt aktuelle und vor allem nachhaltige Wirkungen. Die Wirtschaftssanktionen ziehen tiefe Furchen durch das Alltagsleben.
Wenn wir uns zurück erinnern an die Sanktionen nach der Annexion der Krim. Wirtschaftssanktionen des Westens auf der einen Seite, ein beinahe vollständiger Importstopp von Lebensmittel nach Russland auf der anderen Seite.
Damals waren acht Prozent der Gesamtmenge unseres eigenen Verkaufs an Äpfeln betroffen. Dafür waren Ersatzmärkte zu suchen. Heute ist Polen als einer der ehemaligen Hauptexporteure nach Russland massiv betroffen. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wo überall wir polnische Anbieter auf der Suche nach Ersatzmärkten treffen.
Die Sanktionen damals waren der Startimpuls einer Neuordnung von Import/Export zwischen Ost und West. Wenn wir als Insider auf der Landkarte nachsehen, wo überall Apfelproduktion neu entstanden ist, dann erkennt man mit etwas Staunen die jüngste Entwicklung.
Auswirkung Embargo 2014
Russland hat vor dem Embargo etwa eine Million Tonnen Äpfel aus dem Westen importiert (vorwiegend aus Polen). Mit dem Beginn vom Embargo 2014 sind noch etliche Mengen über Umwege nach Russland gelangt. Den Großteil der fehlenden Mengen hat dann aber China nach Russland geliefert.
Mittlerweile ist im Süden von Russland eine äußerst beachtliche Produktion entstanden – mit beachtlichen Know How und großer Präzision. Viele sind überrascht, in welch kurzer Zeit die Eigenproduktion hoch gefahren wurde.
Somit waren die Sanktionen der Startschuss für eine Neuordnung in der Handelswelt.
Wenn man Strategen glauben schenken kann, dann sind die derzeitigen Sanktionen in einem wesentlich größeren Ausmaß auch politisch der Startschuss zu einer Umwälzung in einem nie da gewesenen Ausmaß.
Fritz Prem