Kolumn

Kritische Betrachtung

Die Corona-Krise hat viele eingeführte und bewährte Praktiken auf den Kopf gestellt und wir sind gefordert, diese jetzt zu hinterfragen und womöglich Weiterentwicklungen schneller voran zu treiben.

Dies beginnt bei den geänderten Einstellungen zur Qualität und Herkunft der Lebensmittel. Erste qualifizierte Marktstudien sind veröffentlicht. Es bieten sich daraus große Chancen für den Handel mit Frischeprodukten. Alte Rezepte wie Rabattschlachten werden da nicht weiter helfen.

Eine neue Studie fordert zum Nachdenken auf. Europa hat in der Obst- und Gemüseproduktion den mit Abstand höchsten prozentualen Anteil ausländischer Mitarbeiter. Dies noch deutlich vor Gastronomie/Tourismus und der Bauwirtschaft.

Höchster Anteil ausländischer Arbeitskräfte

Wie wird sich die Dynamik der Arbeitskräfte beim Auffüllen des Bedarfes nach dem „Lock-Down“ entwickeln? Nutzen mehrere ausländische Arbeitskräfte die Situation für einen Branchenwechsel?

Weiters stellt sich die grundsätzliche Frage, ob eine ganze Branche in Europa gut beraten ist, dauerhaft seine Produktion auf das System „Wanderarbeiter“ aus wirtschaftlich schwachen Regionen auf zu bauen.

Wenn wir die Zahlen ansehen, so sind es in Italien, Frankreich und Spanien mehrere hunderttausend Personen pro Saison, in Deutschland auch etliche Hunderttausend, die zur Erntearbeit ins Land kommen. Es sind dies deshalb „qualifizierte“ Erntehelfer, weil sie in der Lage sind, über einen ganzen Tag hinweg ein und die selbe Erntearbeit rasch und in guter Arbeitsqualität ab zu wickeln. Dies kann man von einem „neuen Arbeitslosen“ aus der Region kaum erwarten.

„Wanderarbeiter“ sind die Stütze der Produktion

Aus der Industrie sehen wir den historischen Reigen. Zuerst wurde die Produktion in billigere Länder im Osten verlagert. Danach folgte mit etlichen Zwischenstopps der Weg nach China. Als dort die Arbeitskräfte teurer wurden,  folgte der weitere Weg nach Vietnam oder Malaysia.

Wirtschaften heißt, in einem bestimmten wirtschaftlichen Bereich die zur Verfügung stehenden Mittel möglichst rationell verwenden. Das heißt bei den Arbeitskräften, dass es eine eingespielte Variante ist, Erntehelfer wie ein Betriebsmittel über Agenturen in der Stückzahl zu bestellen, wie sie aktuell benötigt werden. Es ist nichts verwerfliches dabei.

Spannend allemal

Massenlebensmittel werden auch in Zukunft so produziert werden. Inwieweit dies mit dem „New Food Feeling“ kompatibel ist, wird sich zeigen. Namhafte Verhaltensforscher sind überzeugt: der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Der wichtigste Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum sieht dies komplett anders. Spannend allemal.

Fritz Prem