Kolumn

Lebensmittelhandel als Oligopol

In den meisten europäischen Ländern hat sich der Lebensmittelhandel zu einem Oligopol entwickelt. Das heißt, dass einige wenige Lebensmittelhandels-Konzerne die Versorgung der Konsumenten mit Lebensmittel durch führen.

Warum ist dies so entstanden?

Wettbewerbshüter waren machtlos, da es immer wieder kleine Gesetzeslücken gab, die man zur „Erweiterung“ der jeweiligen Marktanteile nutzen konnte. Wo es sich hart an der Grenze dazu abspielte, gab es von politischer Seite Druck. Man könne doch eine mittelgroße Handelskette nicht in die Insolvenz schicken, ohne die Arbeitsplätze der Mitarbeiter in den Filialen ab zu sichern.

So wanderte eine Filiale nach der andern zu den ganz Großen.

Die „Big Five“ haben damit ihre innerbetriebliche Effizienz derart steigern können, dass neue Konkurrenten kaum eine Chance haben, da mit zu halten. Die Direktvermarktung ist da in ihrer Kosteneffizienz und einigen Kennzahlen sowieso Kilometer weit weg. Onlinedienste im Lebensmittelbereich plätschern so lauwarm dahin.

Verschiebung der Einkaufsmacht

Ein Oligopol hat seine Stärke in der konzentrierten Einkaufsmacht. Es ist müßig, wenn sich Produzenten und Verkäufer bei der Politik beschweren, dass der Lebensmittelhandel eine so große Einkaufsmacht hat. Es ist die falsche Beschwerdestelle. Ein Politiker oder gar ein Minister hat zB von einem Produzenten noch nie zehn LKW Äpfel gekauft. Daher hat er auch keinen Einfluss auf den Preis.

Die Schieflage in der Einkaufsmacht ist dadurch entstanden, da sich die Anbieterseite nicht rechtzeitig mit der Einkaufsseite mit entwickelt hat. Wenn sich derzeit bei fünf großen Kunden über zwanzig mittlere Anbieter um die Gunst der Einkäufer balgen, dann ist ganz klar, worüber beim Verkaufsgespräch gekämpft wird. Alle zwanzig Anbieter haben annähernd das gleiche Produkt, die gleiche Verpackung, die gleichwertige Logistik, eine gleichwertige Qualitätssicherung. In einem wichtigen Punkt sind die variabel – im Preis nach unten. Das Fatale dabei: alle wissen um diese Situation seit Jahren.

Es gibt aber auch andere Beispiele aus der Vergangenheit. Wenn man bei intelligent aufgesetzten Traktor-Demonstrationen der Bauern gezielt die Nervenzentren/Logistikzentren nur eines einzigen Handelskonzerns blockiert, während alle andern Mitbewerber klaglos die Konsumenten versorgen.

Auslöser dazu war eine abrupte Preissenkung eines Handelskonzerns – mit einer erzwungenen Senkung der Produzentenpreise. Binnen weniger Stunden ist der Konzern in die Knie gegangen. 

Es gibt aber auch andere Beispiele, wie man eine scheinbare „Allmacht“ des Handels umgehen kann. Erfolgreiche Projekte schweigen aber lieber darüber.


Fritz Prem