Es wird immer wieder die Frage gestellt, ob Supermärkte in der heutigen Form sinnvoll sind. Auch der CO²-Fußabdruck wird nachgerechnet. Wenn wir ehrlich sind, dann ist es so, dass die heutige Form des Lebensmitteleinzelhandels trotz allen Unkenrufen die effizienteste Form der Versorgung ist. Eine glorifizierte Direktvermarktung steigt beim CO²-Fußabdruck nicht besonders gut aus. Im herkömmlichen LEH werden 20 Tonnen Lebensmittel mit einem 450-PS-LKW von der Zentrale in die Filiale transportiert. Der Konsument holt dann von der Filiale mit einem etwa 130-PS-Auto auf einer Entfernung von 10 Kilometern 5 oder 10 Kilo Lebensmittel ab. Dies passiert 2-3 mal die Woche.
Wenn jeder Einwohner zum Beispiel von der Millionenstadt Wien seine täglich benötigten Lebensmittel direkt beim Bauern abholen würde, dann würde er mit seinem 130 PS-Auto 60 oder 100 Kilometer fahren müssen, um etliche Kilo Lebensmittel zu besorgen. Das Erfolgsgefühl hat hier seinen Preis.
Wen wir den Gedanken weiterverfolgen, dann wird in Studien immer öfter dargestellt, dass um die halbe Welt transportierte Lebensmittel einen besseren CO²-Fußabdruck hätten als bei uns produzierte und gelagerte Frischeprodukte. Es wird dabei übersehen, dass Transportenergie immer fossile Energie ist, und der Stromverbrauch bei unserer Lagerung vorwiegend aus erneuerbarer Energie kommt.
Der Konsument hat ein untrügliches Gefühl, das aus seinem Innersten kommt. Zurzeit hat er eine tiefe Sehnsucht nach Produkten, die aus der Region kommen und möglichst naturnah produziert wurden. Ab dem Zeitpunkt, wo es Produzenten gibt, die dieses Produkt in guter Qualität zu vernünftigen Preisen anbieten können, sind Import-Produkte zweite Wahl.
Jener Lebensmittelhandel, der diesen Trend nicht erkannt hat oder erkennen will, der wird über kurz oder lang auch selbst zweite Wahl sein.
Prem 43/2014