Kolumn

Macht der Worte

Wenn letzte Woche bei der Prognosfruit der „Doyenne“ der europäischen Apfelwelt vor mehreren hundert Vertretern der europäischen Apfelbranche in seinen Ausführungen die Situation in der kommenden Verkaufssaison dargestellt hat, so waren dies machtvolle Worte in Reinkultur.

Die Summe seiner Ausführungen haben bei jedem Zuhörer ein Gefühl zum Angreifen für den Start in die neue Saison entwickelt. Mit deutlich unter 11 Millionen Tonnen Gesamtmenge an Äpfeln wird die gesamte Apfelbranche einigermaßen unaufgeregt in die neue Saison gehen. Dies macht Luft für neue Ideen und Herausforderungen, wie z.B. Weiterentwicklung der Verpackung oder noch ökologischere Logistik.

Worte und Fakten

Er hat seine Ausführungen mit Fakten hinterlegt. Die Bestände aus der laufenden Saison sind mit Beginn der neuen Saison geleert. Die Überseeware wird den Anschluss an die ersten Ernten in Europa mit ziemlich punktgenauen Mengen hin bekommen. Die ersten Ernten in Europa reifen etwa 4 – 6 Tage früher und kommen auf den Markt. Die Startpreise entsprechen der Marktsituation.

Die Macht der Worte sind im Industrieobstsektor viel deutlicher einer Strategie folgend. Vertreter der Fruchtsaftindustrie müssen in immer blumigeren Worten versuchen, einen Überschuss in den Tanklagern und am Markt dar zu stellen.

Die Tanks sind leer geräumt

So war es auch diesmal. In der Corona-Zeit kam von der Fruchtsaftindustrie bewusst unaufgeregt die Botschaft, dass in einzelnen Sektoren der Absatz eingebrochen sei und dass man möglicherweise mit größeren Mengen in den Tanklagern in die neue Saison gehen könnte. Vor einigen Wochen dann eine kleine Meldung: am Ende der Saison wird es kleinere Mengen in den Tanks geben.

Der Offenbarungseid, dass die Lager geräumt sind, kam einige Tage vor der Prognosfruit. Ein aufgelegter Elfer für die Produktionsvertreter. Sie vermelden eine Durchschnitts-Ernte beim Streuobstaufkommen. Die Stimmung folgte im Laufe der Wochen der Macht der Worte.

Bio wächst kontinuierlich

Der dritte Punkt: die Botschaft über die Entwicklung im Bioapfel-Sektor. Es ist als normal zu betrachten, dass die Summe der Bio-Apfelmengen in Europa von Jahr zu Jahr zunimmt. Alles andere wäre abnormal.

Es ist mittlerweile auch normal, dass die etablierten Bioobst-Vermarktungseinrichtungen die jährlich steigende Bio-Menge ordnungsgemäß am Markt unterbringen.

Die Macht der Worte (Botschaften) sorgt auch hier für geordnete Verhältnisse.

 

Fritz Prem