Europa hatte durch die Blütenfröste im April 2017 im Herbst die kleinste Apfelernte seit einem Jahrzehnt. Dies hat eine Auswirkung bis in die laufende Saison 2018.
Alle Erzeugergruppen und Anbieter von Frischmarkt-Äpfeln haben unmittelbar nach der Ernte ihre niedrigen Lagerstände bekannt gegeben und ihren Kunden mitgeteilt, dass die Jahresversorgung je nach Region heuer spätestens im Mai oder Juni enden wird. Danach sind die europäischen Herkünfte bei Äpfeln bis zur neuen Ernte unweigerlich zu Ende.
Dies hat bei den Kunden ganz seltsame Reaktionen ausgelöst. Die erste Reaktion war: ja, ja, die alte Leier kennen wir schon – ihr wollt heuer so zu sagen nur höhere Preise!
Die nächste Phase war – es wurden höhere Preise am Markt angenommen.
Die dritte Phase schien am Beginn ein wenig abartig: es brach eine leichte Panik aus und es wurde trotz höherer Preise von Beginn an mehr geordert als im gleichen Zeitraum in den Normaljahren zuvor. Dies widersprach auf den ersten Blick jeder Lehrbuch-Lehre: höherer Preis und trotzdem mehr Menge!
Beim zweiten Blick war die Strategie klar: die ersten, die ernsthaft realisiert hatten, dass es wirklich nicht bis zur neuen Ernte reicht, haben sich nach bestätigten Aussagen gedacht: lieber mache ich die Menge jetzt bei mir im Geschäft wie möglicherweise der Mitbewerb im kommenden Mai oder Juni.
Dies erklärt die gesteigerten Order-Mengen ab Saisonbeginn. Die alten Füchse im Handel wissen es: besser jetzt haben wie erst einmal kriegen!
Was werden wir in den Regalen nach Ende der europäischen Erntemengen finden? Dazu gibt es wahrscheinlich unterschiedliche Situationen.
Bei den konventionellen Äpfeln wird es zwei Gruppen geben. Jene, die den Anbietern und ihren Informationen Glauben geschenkt haben. Die haben rechtzeitig Ware von der Südhalbkugel geordert und werden damit die Lücke in ihren Geschäften schließen.
Jene, die die Ankündigungen der Anbieter als leeres Geschwätz abgetan haben und noch nicht bei Lieferanten in der Südhalbkugel geordert haben, werden möglicherweise ohne Äpfel da stehen.
Bei Bioäpfeln sind Lieferungen aus der Südhalbkugel von der Philosophie her nicht unbedingt ein Renner – was ist an einem Bioapfel schon Bio, wenn er um die halbe Welt transportiert wird!
Hier werden andere Bio-Obstarten wie Bio-Bananen, Bio-Kiwi oder Bio-Steinobst die Flaute abmildern müssen.
Fritz Prem