Kolumn

Marktforschung und Meinungsumfrage

Fast jedes Monat sind irgendwo „wichtige“ Wahlen. Trendforscher und Institute für Meinungsumfragen haben Hochsaison. Wenn ich mir die politischen Wahlen der letzten Jahre ansehe, dann hat es immer einen eindeutigen Verlierer gegeben: die Meinungsforschungsinstitute. Bis zwei Tage vor der Wahl wird ein fulminanter Siegeszug eines Kandidaten vorausgesagt, am Wahlabend hat der andere Konkurrent eindeutig gewonnen, die Ausreden dazu sind kreativ.

Wen wir in unserem Geschäft für solche Ungenauigkeiten Geld nehmen würden, dann würde es uns in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Mir kommt das Ergebnis mancher Meinungsumfrage so vor, wie wenn wir eine Obsttasse mit 650 Gramm Inhalt verkaufen und nicht einmal wüssten, ob tatsächlich 500 oder 800 Gramm drinnen sind. Meinungsumfragen sind somit vorwiegend ein Instrument der bewussten Stimmungsmache.

Genauso wenig halte ich von Meinungsumfragen im Lebensmittelbereich. Wenn eine Umfrage zB ergibt, dass der Konsument bereit wäre, für eine gute Qualität mehr Geld aus zu geben, dann wissen wir folgendes: die Tinte am Fragebogen ist noch nicht trocken und der gleiche Konsument sucht schon nach dem billigsten Angebot, wo er sich seine Sachen holt. Wir haben ihn ja so konditioniert!

Ähnlich verhält es sich mit der Marktforschung. Die Entwicklung eines neuen Produktes braucht im Vorlauf viele Informationen. Trends am Zielmarkt sind wichtig zu wissen. Die Stärken des Produktes mit den Bedürfnissen der möglichen Kunden zu verknüpfen ist die große Kunst.

Ein bekannter Geschäftsführer gab immer wieder statt der letztendlichen Entscheidung für ein neues Produkt eine zusammenfassende Expertise in Auftrag, wo noch einmal alles bisher in diesem Zusammenhang erforschte zusammen getragen wurde. Wir sind zur Erkenntnis gekommen, dass diese Person nicht einmal in Ansätzen eine Vorstellung entwickeln konnte, wie das neue Produkt beim Kunden ankommen wird. Er hat einfach immer wieder versucht, die Verantwortung einem „Berater“ von einer Marktforschung um zu hängen.

Wenn wir die Geschichte der erfolgreichsten Produkte ansehen, dann ist fast immer irgendwo jemand wie  ein „Steve Jobs von Apple Inc.“ dahinter. Im seltensten Falle war es eine kollektive Entwicklung.

Diese Kolumne möchte ich allen kleinen „Steve Jobs“ in unserer Branche widmen, die irgendwann die großen Highlights von morgen schon heute spüren. Ich möchte sie ermuntern, ihrem eigenen und untrüglichen Gefühl treu zu bleiben.

Prem 43/2015