Es gibt Bedenken von Europäern, dass ein Handelspakt der EU mit dem südamerikanischen Staatenblock Mercosur (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) viele Dämme brechen lassen könnte.
Momentan ist man in der Endphase der Verhandlungen und drängt auf eine Ratifizierung. Starker Widerstand formt sich von den NGO‘s, in einzelnen Gewerkschaften und auch aus dem agrarischen Bereich.
Die große Sorge der Gegner sind der indirekte Import von Sozialdumping, die Akzeptanz einer Abholzung des Regenwaldes für agrarische Produktion und ein Wettbewerb von industrieller Landwirtschaft gegenüber bäuerlichen Familienbetrieben in Europa.
Im Obst- und Gemüsesektor leben wir schon längere Zeit damit, dass die südliche Heimsphäre genau sechs Monate zeit verschoben ihre Haupternten einbringt. Damit ist ein Konkurrenzprodukt zum Hauptverkaufszeitpunkt unserer Lagerware am europäischen Markt.
Wenn wir die historische Entwicklung beim Apfelverkauf ansehen, dann gibt es dazu schon einen interessanten Trend. Europa hat in der Vergangenheit schon einmal 8% der in Europa gegessenen Äpfel aus der Südhalbkugel importiert. Jüngste Statistiken zeigen, dass wir derzeit bei etwa 5% angekommen sind.
Dies hat mehrere Ursachen. Was wir am Markt innerhalb der Euro-Zone kaum wahr nehmen, ist de aktuelle Währungsdisparität von Dollar zu Euro. Wenn ein Mercosur-Exporteur für seine Ware auf dem Dollar-Markt umgerechnet mehr Rial, Peso oder Guarani bekommt, dann geht der Warenstrom dort hin.
Die größere Veränderung im Obst- und Gemüsebereich gibt es aber bei der Akzeptanz der regionalen und nationalen Waren gegenüber den Waren, die um die halbe Welt transportiert werden müssen. Ein Apfel aus Südamerika, der zur gleichen Zeit angeboten wird wie unsere europäischen Äpfel, hat deutlich an Akzeptanz bei den Kunden verloren. Somit auch der anteilige Rückgang am Gesamtmarkt.
Vor allem im Biobereich mussten Händler vorher bitteres Lehrgeld bezahlen, bis sie auch selbst gelernt haben, dass mit Überseeware nicht das dicke Geld zu verdienen ist. Eher das Gegenteil war der Fall. Der europäische Bio-Kunde hat als erster begriffen, das ein langer Transportweg ein wesentlicher Grund für viele Probleme ist.
Es liegt an den europäischen Produzenten, dieses Versprechen gegenüber dem europäischen Kunden aufrecht zu erhalten: wir haben weltweit die höchsten Qualitäts- und Hygienestandards, wir haben ein Produkt, das der Europäer gewohnt ist und wir gehen sorgsam mit unserer Natur um.
Fritz Prem