Handel treiben ist nichts anderes als Monopoly spielen – nur mit echtem Geld. Dies war ein Lehrsatz, den ich aus der Zeit der Unternehmerschule mit genommen habe.
Das jüngste Lehrbeispiel aus dem Lebensmittelhandel führt dies augenscheinlich vor. Sie mögen Nachsicht haben, dass ich ihnen nicht aus dem Obst- und Gemüsebereich ein Beispiel bringe. Aber es hätte sich Tag täglich auch genau so gut hier abspielen können.
In Österreich ist die Regionalität im Lebensmittelhandel sehr hoch angesetzt. Kaum ein Handelskonzern nimmt ein nicht-österreichisches Produkt ins Regal, wenn es ein gleichwertiges österreichisches Produkt gibt. Die österreichischen Konsumenten sind in dem Punkt vor allem in den sozialen Medien sehr sensibel.
Eine Aktion als ein Schulbeispiel von „Monopoly-Spielen“
Die gesamten Warenströme bei Eiern sind in Österreich in der Eierdatenbank der AMA relaiv genau abgebildet (Eigenproduktion und Importware).
Im Frischeierbereich im LEH gibt es de facto so gut wie keine nicht-österreichischen Eier (im Verarbeitungsbereich sieht die Welt komplett anders aus).
Der Einkauf von einem großen Diskonter hat einen Testballon steigen lassen. Er hat mit bekommen, dass bei einer Qualitätskategorie von Eiern ein spürbarer Überhang im Angebot da war. Genau diese Qualitätskategorie hat er punktuell aus Deutschland zugekauft und über eine Aktion in seinen Filialen angeboten.
Ein Dammbruch in Punkto Regionalität wurde befürchtet und hat den Emotionen einen zusätzlichen Schub verliehen. Dies ging soweit, dass sich sogar die Geschäftsführung für dieses Vorgehen öffentlich entschuldigte und sich verbal Asche aufs Haupt streute.
Die Scharfmacher der Medienkampagne sahen sich eindeutig als Sieger – sie hatten die Monopoly-Spieler dieser Aktion vor den Vorhang geholt.
Trotz „Asche aufs Haupt“ den Punkt geholt
Mittlerweile sind einige Wochen vergangen. Die Emotionen haben sich auf andere Themen konzentriert. Es war also die Zeit gekommen, diese Aktion in einem größeren zeitlichen Rahmen zu betrachten.
Sie werden es vielleicht erahnen, was hinter den Kulissen passiert ist. Die semi-professionellen Scharfmacher hatten ihre Bühne – ihre Adrenalinproduktion ist intakt.
Der Einkäufer vom Diskonter hat seine Ziele erreicht. Er hat den Anbietern vor Augen geführt, dass bei einem Überangebot in einer Produktkategorie nicht der gleiche Einkaufspreis möglich ist wie in Normalzeiten.
Er kauft nach dieser Aktion diese Eierkategorie zum gleichen Preis aus regionaler Produktion ein wie bei der Importaktion.
Wer war der bessere Monopoly-Spieler?
Fritz Prem