Es wird zunehmend mehr Arbeit für die Mediziner im Fachbereich Verdauungstrakt des Menschen geben, zitierte eine berühmte Expertin ihres Faches letzte Woche bei einem Expertenkongress.
Als Hauptursache nannte sie ganz direkt die Tatsache, dass die menschliche Nahrung zunehmend industriell hergestellt und in vielen Bereichen denaturiert ist. Dies alles trotz perfekter Hygiene.
Tatsache ist, dass der Konsum von frischem Obst und Gemüse in den meisten Bereichen stagniert oder gar rückläufig ist. Als Verantwortliche in der Obst- und Gemüsebranche wollen wir dies nicht immer wahrhaben.
Convenience und mit Konservierungsmittel länger haltbare Lebensmittel sind in unserer alltäglichen Berufswelt ein Gebot der Stunde. Auf der einen Seite ist ein Fertiggericht praktisch, laut Ausführungen der medizinischen Expertin ersetzt es aber einen Teil der traditionellen Essenszubereitung durch industrielle Aufbereitung. Die dafür notwendigen Konservierungsmittel sind klinisch getestet, aber in einen Zeitraum von 10 – 15 Jahren können auch bis dahin nicht beobachtete Zusatzwirkungen auftauchen. Damit war die medizinische Expertin wieder bei ihrem ursprünglichen Geschäftsfeld angekommen.
Die Kennzeichnung dieser Zusatzstoffe ist teilweise schon verwirrend. Wenn wir am Beispiel Erdbeer-Joghurt die Herkunft des Erdbeergeschmackes betrachten. Da gibt es einmal die Möglichkeit, dies aus frischen Früchten her zu stellen. Die Bezeichnung ist „hergestellt aus frischen Früchten“.
Dann gibt es die Möglichkeit, Erdbeeraroma aus auf Holz-Sägespänen kultivierten Mikroorganismen her zu stellen. Dieses Produkt hat ab seinem Entstehen nichts mit Erdbeeren zu tun, außer dass es so schmeckt. Da es aber aus einem organischen Produktionsprozess entstanden ist, ist die Bezeichnung „mit natürlichem Aroma“ gesetzlich richtig.
Weiters kann man Erdbeeraroma vollkommen synthetisch im Labor nachbauen. Wird dies dem Joghurt beigemengt, dann steht auf der Verpackung „naturidentes Aroma“, hat aber mit echten Erdbeeren ebenfalls nichts zu tun.
Viele von uns wissen dies. Trotz allem geht unser Bemühen viel zu wenig oft dahin, bei unseren Kunden und Konsumenten den Wert unserer frischen Produkte aus zu loben. Vielmehr kümmern wir uns um eine perfekte Aufbereitung, gute Verpackung, leistungsfähige Logistik, möglichst niedrige Kosten und vieles mehr.
Die am Beginn zitierte, überaus sympathische und fachlich sehr versierte Medizinerin wird es somit beruflich weiterhin interessant finden, sich vermehrt um Reizdarm, Lebensmittelunverträglichkeit, Allergie & Co kümmern zu können.
Prem 49/2015