Die Interpoma in Bozen ist mit ihrem zweijährigen Rhythmus nicht nur eine Fachmesse, sondern ganz besonders ein weltweiter Branchentreff. Während der Messe haben daher neben dem Fachkongress „Der Apfel in der Welt“ auch viele Interessen-Gruppen wie Branchenverbände, Wissenschafts-Netzwerke, Züchter und Berater, Erzeugergruppen und viele mehr ihre Meetings abgehalten.
Das Thema neue Sorten ist ein Magnet bei jedem Zusammentreffen von Berufskollegen. Das Interessante war diesmal, dass die Aussteller und Referenten bei den Vorträgen die Neuentwicklungen nicht nur aus Europa, sondern weltweit vor den Vorhang geholt haben.
Dies interessiert nicht nur Betreiber von Baumschulen, die ihre Lizenzen und das Veredlungsmaterial rechtzeitig sichern müssen. Dies interessiert auch Obstbauern, damit sie in ihren Betrieben die Anlagenerneuerungen planen können. Großes Interesse finden neue Sorten bei den Vermarktern, damit sie rechtzeitig wissen, für welche Zielmärkte neue Sorten geeignet sind.
Einfach nur schöner Golden Delicious, Jonagold, Elstar, Idared oder wie alle bisherigen Sorten heißen, werden zusehends weniger Gewinn abwerfen, da Billiglohnländer diese Sorten genauso in bester Qualität zu Stande bringen und aus hunderten von Verkaufs-Kanälen anbieten. Die Kunden brauchen nur wie am Bazar die Anbieter der Reihe nach abklappern.
Gemanagte Sorten haben den Vorteil, dass nicht nur die Produktion betreut wird, sondern vor allem der Vertrieb nach mehr oder weniger geordneten Regeln abläuft.
Wenn ich hinter die Kulissen schaue, dann sehe ich sehr große Unterschiede in der Herangehensweise bei den neuen Sorten. Bei einigen neuen Sorten ist außer dem neuen Namen, unter dem die Sorte verkauft werden soll, noch nicht viel da. Bei anderen neuen Sorten ist bereits mit der Züchternummer ein weitgehend fertiges Vertriebskonzept dahinter. Auftragszüchtungen von großen Vermarktungsstrukturen sind dabei die Triebfedern.
Es zeichnet sich schön langsam ab, mit welchen Sorten in Zukunft Geld zu verdienen ist – dort wo die größte Professionalität in der Entwicklung der Sorte dahinter steht. Das heißt, dass nicht jeder x-beliebige Obstbauer an eine neue Sorte heran kommen wird, sondern Lizenzgebühren und Betreuung nur in größeren Erzeugergruppen möglich sein werden.
Robustheit in der Produktion ist ein Startvorteil, da die Umweltdiskussionen entschärft wird.
Ein Apfel, der nicht den Geschmacksnerv der Konsumenten trifft, steht auf verlorenem Posten. Meine Vorfreude: es gibt bei den „Neuen“ himmlisch gute Sorten.
Fritz Prem