Kolumn

Neue Sorten – ein Thema Ende nie

Neue Sorten sind immer Innovationen, die in den meisten Fällen wieder eine Belebung in das Geschäft bringen. Dies vor allem deshalb, da mit der Einführung von neuen Sorten am Markt auch gleichzeitig über das Marketing ein ganzes Paket an Informationen Richtung Kunden mit geht.

Wir nehmen dies derzeit gerade bei der Einführung der Sorte Cosmic Crisp am Markt wahr. Jeder weiß aber auch, dass die Einführung einer neuen Sorte in marktrelevanten Mengen etwa 5 – 8 Jahre intensiver Arbeit der Vermarkter erfordert.

Ich war zufällig auf eine kurze Stipvisite hintereinander bei den wichtigsten „Head-Huntern“ für neue Apfelsorten im internationalen Züchtungspool.

Wir haben darüber geplaudert, welche längerfristigen Tendenzen sich in den Zuchtzielen für neue Apfelsorten abzeichnen. Unabhängig voneinander haben sie mir erklärt, dass neben den guten Markt- und Lagereigenschaften die Robustheit und ein möglichst geringer Einsatz von Fungiziden und Insektiziden ein absolutes „Must“ sind. Natürlich!

Wenn man im Gespräch aber etwas in die Tiefe geht, dann ist klar zu Tage getreten, dass bei bisher „robusten“ oder gar resistent geltenden Sorten entweder die Resistenz nach einer gewissen Zeit durchbrochen ist, oder diese robusten Sorten neben ihren Abwehr gegen Schorf plötzlich anfälliger sind gegenüber anderen Pilzerkrankungen oder bestimmten Schädlingen.

Trotzdem ist die Zuversicht bei den Head-Huntern einigermaßen groß, da in den Glashäusern der Obst-Züchter bereits die übernächste Generation Apfelsorten auf ihre Selektion wartet.

Ich konnte im letzten Sommer zufällig einen Blick hinter die Kulissen auf die übernächste Generation von Apfelsorten machen. Eine handvoll renommierter Pomologen ist sprachlos davor gestanden, was möglich ist und was da erfreuliches auf uns zukommt.

In letzter Zeit sind vorwiegend Klub-Sorten in den Markt eingeführt worden. Viele der wichtigen Markteilnehmer haben ganz ordentlich Geld in Sorten investiert, die sie nie in den Markt einführen werden. Sie ziehen gerade die Lehren daraus. Sie werden in Zukunft nicht Baumschulisten und Züchtern die Organisation von Klubsorten überlassen, sondern das Management von Sorten selbst in die Hand nehmen. Die Sorten dazu werden wahrscheinlich frei erhältlich sein.

Ich genieße es mittlerweile wieder, nach der Corona-Pandemie unkompliziert Kolleginnen und Kollegen in ganz Europa besuchen zu können und tiefgehend Erfahrungen aus zu tauschen.


Fritz Prem