Kolumn

Neues Jahr – neue Ernte

Die Einschätzung der Marktentwicklung für die neue Ernte aus der Südhalbkugel läuft an.

Lassen wir einmal die philosophische Seite beiseite, dass ein Bio-Apfel, der um die halbe Welt transportiert wird, nicht unbedingt in die klassische Bio-Philosophie passt.

Wenn wir auf die letzten beiden Saisonen vor allem bei Bio-Äpfeln aus der Südhalbkugel zurück sehen, dann ist dabei auch von den wirklichen Profis viel unnötiges „Lehrgeld“ bezahlt worden.

Rückblick auf die letzten zwei Saisonen

In der Saison nach dem Blütenfrost 2017 war in ganz Europa in der zweiten Saisonhälfte ein echter Mangel an Bioäpfeln. Importeure haben im ersten Schritt nach ihrer persönlichen Einschätzung geordert. Der Markt lief flüssig und mitten in der Übersee-Saison wurde deshalb in einem zweiten Schritt nach geordert. Der Großteil der Importeure hat sich von der aktuellen Flüssigkeit des Marktes dazu verleiten lassen, zu große Nach-Kontingente fix zu kaufen.

Der Markt begann ruhiger zu werden. Der Absatz stockte. Gar nicht so wenige Mengen konnten nicht rechtzeitig am Markt untergebracht werden, da ganz einfach von diesem Produkt zu viel da war. Die letzten Übersee-Braeburn wurden irgendwann im darauf folgenden November „entsorgt“.

Viel Geld in den Sand gesetzt

Der Großteil der Importeure hat in dieser Situation ordentlich Geld in den Sand gesetzt. Mehrere Importeure wollten anscheinend das verlorene Geld in der nachfolgenden Saison kurzfristig dadurch wieder verdienen, da sie wieder ordentliche Kontingente in der Südhalbkugel geordert haben.

Die nächste Saison war aber komplett anders. Es war eine der größten Bio-Apfelernten in der Geschichte Europas. Es gab ausreichend Bio-Äpfel aus europäischer Herkunft. Somit haben Importeure ihre Vorjahreskunden beinahe genötigt, bereits ab April Übersee-Bioäpfel ins Programm zu nehmen und europäische Bioäpfel aus zu listen.

Nur Verlierer

Den europäischen Anbietern ist dadurch ein dringend notwendiges Marktsegment vorzeitig weg gebrochen. Sie haben dadurch stark spürbare Einbußen erlitten. Den großen Handelsketten, die vorzeitig zur Überseeware gewechselt haben, sind die Umsätze zurück gegangen – Übersee-Bio ist doch nicht so beliebt beim Kunden wie nationale Herkunft. Pro Laufmeter Regal spürbar weniger Marge – dumm gelaufen.

Importeure von Übersee-Bioäpfeln haben ihre importierten Mengen wiederum nicht zeitgerecht am Markt untergebracht – mit einem ordentlichen Lehrgeld, das weh getan hat.

Der Bioapfel aus der Südhalbkugel hat anscheinend in mehrfacher Hinsicht ein Ablaufdatum.

Fritz Prem