Kolumn

Nikolaus und sein Geschenksackerl

Genau so wie der Blumenhandel seinen Verkaufsschwerpunkt um den Valentinstag hat, so ist die Weihnachtszeit für 75% des Jahresumsatzes im Juweliergeschäft verantwortlich.

Im Lebensmittelhandel sind die großen Feiertage jene Wochen im Jahr, wo die Auslieferungslager an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen. Wenn wir als Beobachter vor Weihnachten in den Lebensmittelgeschäften stehen, dann bekommen wir unweigerlich den Eindruck, dass eine Hungersnot bevorsteht, da derartig viele Lebensmittel bevorratet werden.

Solche Festtage sind in unserer westlichen Kultur seit Jahrhunderten entweder im Jahreslauf fix da oder wurden von geschickten Marketingstrategen eingeführt (Valentinstag, Muttertag, Halloween…)

Um solche Festtage herum steigt der innige Wunsch, seine Mitmenschen mit kleinen oder größeren Aufmerksamkeiten eine Freude zu bereiten. So zum Beispiel Weihnachtsgeschenke zum Fest der Liebe oder Blumen am Valentinstag.

Neue Anlässe für Feierlichkeiten ein zu führen dauert oft zu lange (Weihnachtsmann von Coca Cola vor 90 Jahren). Da ist es einfacher, eine bestehende Festlichkeit für die eigenen Interessen um zu funktionieren.

Die Obstbranche hat sich in einigen Punkten des Jahreslaufes geschickt und planmäßig in dieses Spiel eingeklinkt. So hat zum Beispiel Pink Lady mit seinem Marketing vom Valentins-Geschäft einen doch spürbaren Teil in den eigenen Umsatz umgelenkt. Und dies sehr professionell.

Das Weihnachtsgeschäft war über lange Phasen eine „Sechserbank“ für Obst-Exoten. Je ausgefallener, desto exklusiver für den Festtagestisch. Wenn wir uns die Umsatzstatistiken der „Exoten“ um die Weihnachtszeit ansehen, so erkennen wir eine Stagnation oder einen leichten Rückgang in den letzten Jahren. Marketingexperten haben eine logische Erklärung dafür.

Das Hauptprodukt aus unserer nationalen Erzeugung, der Apfel, ist im Weihnachtsgeschäft eigentlich nicht signifikant vertreten. Und dies schon seit Jahren. Das Apfelgeschäft springt erst Mitte Jänner wieder richtig an. Warum dies so ist? Die lapidare Erklärung der alten Füchse in diesem Geschäft: das war immer schon so.

Beim Nikolo-Sackerl war dies nicht immer schon so. In meiner Kindheit war das Nikolo-Sackerl vorwiegend bestückt mit kleinen roten Äpfeln und Dörrpflaumen. In den wohlhabenderen Haushalten waren Münzen in die Äpfel gesteckt. Als Ergänzung gab es Süßigkeiten und Naschereien.

Heute finden wir in den Nikolo-Sackerln neben den Naschereinen vor allem Zitrusfrüchte und Erdnüsse aus unserer Branche. Die Apfelbranche hat dieses Geschäftsfeld weitgehend aus der Hand gegeben.


Fritz Prem